Albare | 20.11.2015

Donaukurier | Karl Leitner
 

Das bewährte Konzept der „Birdland Radio Jazz Festivals“ sah schon immer vor, Jazz in unterschiedlichen Erscheinungsformen zu präsentieren. Deswegen ist die Entscheidung auch nur konsequent und folgerichtig, mit „Albare“ eine Band zu präsentieren, dieFusion-Jazz spielt mit allem was dazu gehört: mit elektrisch verstärkten Instrumenten und einer gewissen Grundlautstärke als Stilmittel, mit am Pop orientierten Melodien, Rockrhythmen und eingängigen Harmonien.

Weil die Band sich weitgehend am Latin-Jazz orientiert, ist die Zuhörerschaft im Keller unter der Hofapotheke gerne bereit, mit zu schnipsen, mit zu wippen und mit zu schaukeln, sich also einzulassen auf einem Ritt auf dem Groove von Samba, Bossa und Rumba. Bandleader, Komponist und Gitarrist Albert Dadon hat sich zu diesem Zweck mit Musikern umgeben, die ihr Handwerk wahrlich verstehen. Luisito Quintero (Perkussion) und Pablo Bencid (Schlagzeug) aus Venezuela, Ricardo Rodriguez (E-Bass) aus Costa Rica sowie Xioma Laugart (Gesang) und Axel Tosca (Piano) aus Kuba versprühen lateinamerikanisch-karibi-sches Feuer, die eingängigen Melodien von „Hotel Royal“, „Only Human“ und „Expectations“ machen gute Laune, und wenn das Ganze ab und zu ein klein wenig nach „Fourplay“, „Metro“ oder gar nach „Santana“ klingt, tut das der guten Stimmung keinen Abbruch.

Dadon als Bandleader geht einen in zweifacher Hinsicht nicht eben alltäglichen Weg. Zum einen überlässt er seinem Pianisten über weite Strecken die Führung der Band, was der in positiver Weise ausnutzt. Zum anderen tritt er als Solist meist nur so weit in Erscheinung, als er die von ihm entworfenen Melodien zwar vorstellt, sich bei deren Bearbeitung und Weiterentwicklung aber doch eher zurückhält. Das ist manchmal reizvoll, wie zum Beispiel bei „Now Make Me Smile“, hinterlässt aber mitunter auch den Eindruck, es fehle irgendwie der letzte Kick, der Mut zum Risiko, das eine oder andere Stück sei nicht ganz rund.

Andererseits – und auch das darf erwähnt werden – führen Bands wie Albare durch ihre verbindliche musikalische Art, durch ihre Kompositionen, die so gar nichts zu tun haben mit elitärem Gehabe und zum Selbstzweck erstarrtem Virtuosentum, auch ein Publikum an den Jazz heran, das vorher dieser Art von Musik eher skeptisch gegenüber stand. Jazz-Analytiker und bedingungslose Hardcore-Fans mögen an diesem Abend vielleicht ein wenig Tiefgang und Substanz vermisst haben, ein Großteil des Auditoriums aber schien sich bei Albare durchaus wohl zu fühlen. Der Applaus am Ende des Konzerts zumindest legt diesen Schluss nahe.