Aladár Pege Quartet | 23.09.2004

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Aladár Pege dürfte einer der virtuosesten Kontrabassisten sein, die den Planeten bevölkern, ein wahres Feuerwerk an Fingerfertigkeit und spieltechnischen Kabinettstückchen, ein Emanzipator seines Instruments, das allzu oft in Rolle des reines Begleiters abgedrängt wird. Zum Auftakt der 57. Neuburger Barockkonzerte lud der ungarische Tausendsassa zur schon traditionellen Begegnung von Jazz und Barock.

Eigentlich ist es schon schwierig genug, die Cellosuiten von Johann Sebastian Bach auf dem für sie gedachten Instrument zu spielen. Auf dem Kontrabass ist es streng genommen unmöglich und auch Aladár Pege stößt beim Präludium aus der Cellosuite Nr.1 in G-Dur BWV 1007 an Grenzen, die allein schon von der Größe seines Instruments gesetzt sind. Spannend wird die Cellosuite wie auch die einschlägige Sonate aus der Feder Antonio Vivaldis erst, als Pege zu improvisieren beginnt, den Tänzen des 18. Jahrhunderts den Groove des 20. mitgibt, den Bogen im spiccato nur so springen lässt, im Flageolett tänzelnd auch schon mal statt der Haare das Holz nutzt, dann den Bogen beiseite legt und pizzicato die Saiten zu bearbeiten anhebt. Da fliegen die Finger nur so, der Bass brummt und summt und singt in zirzensischer Lust an effektvoller Kunstfertigkeit nicht zuletzt in Peges eigenwilliger Wiedergabe eines ungarischen Volksliedes.

Nach der Pause dann der Jazz: Seidig swingend, cool und klar zunächst, getragen von den schmeichelweichen Linien aus Zoltán Zanas Tenorsaxophon. Mit leichtem Groove, melodiösem Feingefühl und sonorer Klangkultur nimmt das Quartett – außer Pege und Zana sind Zsolt Kolonsák am Piano und Thomas Kothencz am Bass mit von der Partie – das Publikum für sich ein, immer im Rahmen der Hörgewohnheit und in geregelt begradigtem Flussbett. Da liegt ein Hauch von Rio über der Donau, mischt sich ein bisschen Wasser vom Hudson dazu und eine Böe schmutziger Großstadtluft in die Idylle, fast zu selten zwar um mehr als die Oberfläche zu kräuseln, genügend jedoch um den Abend anzureichern mit kleinen feinen Saitenbewegungen.