Al Foster Quartet | 25.10.2002

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Erneut wurde der Auftritt des Schlagzeugers Al Foster im Birdland zur Demonstration subtiler Finesse auf einem Instrument, das allzu oft als lärmende Schießbude missverstanden – und leider ab und an ja auch misshandelt – wird. Mit Humor und Grandezza erwies sich der Drummer als nach wie vor höchst kreativer Großmeister der Reduktion und des behutsamen Spiels.

Foster und seine drei jüngeren Mitstreiter zelebrieren die Selbstverständlichkeit des Unberechenbaren. Immer in Form, klar strukturiert und wie aufeinander eingeschworen wirkt das perfektionierte Interplay, gibt eben dadurch Raum frei für Überraschungen, unerwartete Wendungen, die das Konzert zum Erlebnis werden lassen zwischen rituellem Trommelfeuer und dem leichtfüßig swingenden Traum samtiger Beweglichkeit. Aaron Goldberg fasziniert am Piano mit harmonischen Ideen, die dem altgedienten Bösendorfer so manches anerkennende Lächeln abnötigen dürften, Eli Degibri sucht am Saxophon bewusst und umsichtig seinen Weg durch das Dickicht der Optionen, Doug Weiss agiert mit trockener Gewissheit getreu dem Motto des Leaders: Reduce to the max! Wie der 58jährige Foster mit minimalen Mitteln ein Höchstmaß an Kreativität entfaltet, wie er mit drei Beats auf dem Ridebecken mehr bewegt als manch anderer mit dem ganzen Set, das ist heute so faszinierend wie je. Symptomatisch für den Abend ist vielleicht seine Eigenkomposition „Monkey“: Ganz im Genius der skurrilen Wendungen, die Degribi in schroffer Gegensätzlichkeit konturiert, Goldberg in verletzlicher Würde einholt, Weiss auf ihre Konsensfähigkeit untersucht und Foster zu fast zärtlich herbeigetrommelter Substanz befreit, erklingt ein grandios zusammengefügtes Puzzle aus Inspiration, Improvisation und filigraner Lust an der Erkenntnis, dass weniger manchmal mehr ist.