Al Foster Quartet | 30.10.2004

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Das diesjährige Oktober-Special des Birdland Jazzclubs stand an zwei von drei Abenden ganz im Zeichen der Drummer. Nach Ed Thigpen, dem Grandseigneur aus der Frühzeit der Moderne, gab sich tags darauf mit Al Foster ein Vertreter der hohen Zeit des modern Mainstream die Ehre. Beide vereint neben ihrem Melodie-orientierten Spiel die Fähigkeit, aus kleinsten Bewegungen höchstmögliche Ausdrucksvielfalt zu kreieren. So geriet auch das Konzert des Al Foster Quartets zu einer Demonstration feinfühliger Jazz-Kultur.

Al Foster nutzt alle klanglichen Nuancen und Möglichkeiten des Schlagzeugsets aus, holt allein aus der Fußmaschine des Hi-Hat oder einem einzigen Beat auf dem Ride-Becken mehr Groove als so manche Andere aus der ganzen Schießbude, bietet ein überzeugendes Statement für die Emanzipation des Schlagzeugs als eines eigenständigen Instruments. Wie Ed Thigpen teilt Al Foster seine musikalische Erfahrung gern mit Jüngeren im Wissen, dass das Leben nur bestehen kann im kreativen und generösen Austausch der Generationen. Der Drummer, der seinerzeit mit Miles Davis einen der wohl besten Bandleader der Jazzgeschichte erleben konnte, leitet seine eigene Band mit wohl dosierten rhythmischen und melodischen Impulsen, die wie aus dem Nichts kommend genau am richtigen Platz in die richtige Richtung weisen. Das Quartett steht in stetiger Interaktion, reagiert in Mikrosekunden auf musikalische Signale der Mitspieler, zelebriert in ideal aufeinander abgestimmtem Herzschlag die Kunst einer zuhörenden Kommunikation. Eher leise, zuweilen fast hermetische Kompositionen dienen der Entfaltung des höchst aufmerksamen Interplay, öffnen Räume, in denen sich behutsam Gedanken und Ideen entfalten können. Nicht, dass es der Abend eines Stars wäre: Ein ausgezeichnet disponierter Kevin Hays am Bösendorfer, ein hochkonzentrierter Doug Weiss am Bass, ein so sensitiv reduziert wie überlegt powernd blasender Eli Degibri an Tenor- und Sopransaxophon bilden eine Band der Sonderklasse, funky und cool zugleich in einer unglaublich logischen Wiedervereinigung der Essenzen. So what?