So ist das also, wenn die Hauptstadttäter Station machen in der idyllisch kleinstädtischen Jazzmetropole Neuburg an der Donau: „Wir müssen das mehr flippig spielen!“ heißt’s da schon beim Soundcheck, und in der Tat: Einigermaßen flippig war, was die schrägen Vögel von Aki & the Good Boys an schrägen Tönen im Birdland Jazzclub boten.
„Schwester Ingrid“ z.B. muss eine reichlich nervöse Person sein, wie sie da so „hinter meinem Rücken“ vorbeispaziert. Da lachen sie dann alle Fünfe auf der Bühne über einen „extrem schwierig komponierten“ Schlagzeugteil: „Da müssen Sie besonders drauf hören“, empfiehlt Rudi Mahall, Mastermind der Berliner Szene, taumelnd avantgardistischer Traumtänzer bassklarinetter Wollust. „Geh’n Sie zur Polizei!“ lautet der zweite gute Rat, vorgebracht mit skurril musikantischem Witz. Kauzige Songtitel zu bizarren Melodien, das ist ein Markenzeichen von Musik made in Berlin – und Mahall, der seinerzeit vom Frankenlande ausgezogen war, die Ohren der Swingfans in der Hauptstadt das Fürchten zu lehren, hat daran höchsten Verdienst.
Dabei steckt hinter all den (selbst-)ironischen Randbemerkungen und Moderationen ein Höchstmaß an virtuoser Musikalität, künstlerischer Seriosität und durchdachter kompositorischer Finesse: Bebop für’s 3. Jahrtausend könnte das vielleicht genannt werden in den rasant-schrägen Unisoni, den halsbrecherischen Soli, den tückenden Rhythmen, den kryptischen und offenen Anspielungen auf Vorhandenes und den improvisatorischen Salti mortale ins Neue. Weder fehlt es an Humor noch an sophistication, weder an zirzensischem Spaß noch an interaktiver Konzentration, weder an ironischer Distanz noch an Herzblut in einem Quintett, das so ziemlich Alles bietet, was derzeit dem Berliner Sound internationale Aufmerksamkeit beschert.
Willkommen also bei Aki & the Good Boys, als da sind: Die japanische Starkstrom-Pianistin Aki Takase, so zierlich wie energisch und verwegen, sodann Johannes Fink, der überall da den Bass zupft, wo es mehr zu holen gibt als die übliche Kaufhausware, Heinrich Köbberling mit Groove und Tücke am Schlagzeug, Noch-Gesangs-Geheimtipp Walter Gauchel an Saxophonen und Flöte, schließlich der rasende Bläser Rudi Mahall. Da muss man nun „4 x durch“, flippig gespielt versteht sich bis es „Tschüß“ heißt, und findet’s irgendwann nur noch herrlich bei aller „Selbstkritik“ im adventlich beschaulichen Lichterglanz.