Aircrush | 14.11.2015

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Sie können auch ganz leise, sacht und sanft. Wenn die junge Sängerin Patricia Römer „Throw It Away“ anstimmt, jene wunderbare Ballade, die Abbey Lincoln dem Sein vor dem Haben gewidmet hat, setzen die vier Posaunen den Dampf unter’n Dämpfer, hauchen ganz behutsam die Begleitung in den Jazzkeller. Ansonsten machen Aircrush ihrem Namen alle Ehre, mal als atlantisch frische Brise an Baden-Powells Copacabana, mal als Wüstenwind in Ellingtons Isfahan, mal auch im Sturm.

Ob nun übers Meer oder durch die Wüste: Im Satz sind die vier Posaunenbläser eine Wucht, mal zausend wie der Wind, mal in leichtem Säuseln, mal in Soul getränktem Hardbop oder barock choralgeschulter Polyphonie, immer in ausgeklügeltem, gepflegtem Spiel der Klangfarben. Selbstredend trägt jeder der Vier, zwei Jazzer, zwei Klassiker, solistische Finessen bei: Johannes Herrlich, der das Projekt aus der Taufe gehoben hat, Eleganz und agile Geschmeidigkeit, Roman Sladek schneidige Offensive, Wolfram Arndt Prägnanz und Glanz, Uwe Füssel schließlich sonores Volumen an der Bassposaune. Purer Genuss, wenn da a capella „Round Midnight“ erklingt in samtigem Glanz.

Dabei ist das Ganze deutlich mehr als die Summe seiner Teile, der Star ist in diesem Falle eindeutig die Band. Und da darf die Rhythmustruppe nicht ungenannt bleiben mit dem wie stets spielfreudig, vielseitig, leicht und ungemein profund agierenden Tizian Jost am Bösendorfer, dem feinen Sebastian Gieck am Bass und dem so dienlichen wie präsenten Sebastian Wolfgruber am Schlagzeug.

Die Mischung aus erfahrenen und aktiv vorwärts drängenden jungen Musikern verfängt, bringt feine Arrangements auf die Bühne in frischer Elastizität. Als Sahnehäubchen schließlich setzt die vielversprechende Patrizia Römer immer wieder mal den einen oder anderen luftigen vokalen Akzent.