Adrian Mears New Orleans Hardbop | 17.09.2004

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Vorsicht! Das ist Musik, die süchtig machen kann: Kerniger, kantiger, funky Groove und darüber fließen die Linien nur so in lebendigem Wirbel. Einen Gig der Extraklasse bot The Adrian Mears New Orleans Hardbop im Neuburger Jazzclub mit einer ganz eigenen Auffassung des Zueinanders von Tradition und Gegenwart. Der australische Posaunist und seine Mitstreiter zeigten sich in bester Spiellaune.

Den Hardbop aus dem Norden mit der New Orleanser Tradition aus dem Süden zu kreuzen, das allein ergibt eine gut gewürzte Mischung von sehr apartem Reiz. Wenn das Ganze auch noch mit einer solch eigenwilligen Instrumentenbeherrschung geboten wird wie bei Adrian Mears Posaune, dann sind dem Genuss kaum noch Grenzen gesetzt und es entwickeln sich ungeahnte Hörfreuden. Ein bisschen selbstironischer Humor von down under kommt auch noch dazu und schon entfaltet sich so viel Abwechslungsreichtum, Originalität und Vielfalt, dass Herz, Hirn und Beine selbst in den abgefahrensten Momenten nur noch nach mehr verlangen bis zur inneren Erschöpfung. „Off the beaten track“ z.B. beschreibt eine Fahrt auf der Art von australischen Straßen, die jenseits der ausgebauten Routen mitten in den Busch holpern, auf denen ein guter Fahrer dennoch gut vorwärts kommt, wenn er nur in flüssiger Kurventechnik und mit ein wenig mehr Mut als Andere das Steuer zu führen weiß. Mears Posaune vereint in spieltechnischer Hochklassigkeit Wucht und Wendigkeit, Klangkultur und Abenteuer, Virtuosität und erdige Lust, mehrstimmige Passagen und klare Linien. Domenic Landolf steht dem nicht nach mit seiner Wanderlust, seinen weit geschwungenen Linien, seinem variabel zupackenden Sound und seiner hurtigen Beweglichkeit an Tenorsaxophon und Bassclarinette. Auch die Rythmus-Section mit dem Optimismus versprühenden frischgebackenen Papa Peter Madsen am Bösendorfer, dem klar orientierten Bass von Stephan Kurman und dem groovebepackten Schlagzeug von Jeff Boudreaux sorgt für jede Menge Überraschungseier nicht nur beim „Freedom Jazz Dance“. Nur gut, dass es beim Jazz keine Überdosierung geben kann.