Adam Nussbaum & BANN | 22.01.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Der Groove ist wie aus Elasthan, hält alles zusammen, gibt zugleich jede erwünschte Bewegungsfreiheit. Adam Nussbaum spielt mit sichtlicher Freude als „the final N“ im Bandnamen. Der Schlagzeuger aus New York City und drei Freunde bilden BANN, Blake, Anderson, Noy und Nussbaum. Das Quartett steht für modernen Jazz, bei dem auch der Herz der jüngeren Semester lacht. Das liegt nicht wenig an der deutlich rockig angehauchten Gitarre von Oz Noy. Der lässt seine – recht laute – Stratocaster mal in jazzigen Singlenotes und Arpeggien perlen, mal in harten Akkorden krachen oder in verzerrtem Sound singen. Lässig spielt er die vertücktesten Ideen aus in schwereloser Lichtgeschwindigkeit, mit Substanz, Esprit und Energie. Was letztere angeht, steht Seamus Blake nicht hintan: Der Saxophonist mit dem voluminösen Sound und den querköpfigen Ideen folgt einer eigensinnigen Logik, baut in seine Soli immer wieder völlig unerwartete Wendungen ein, die selbst bei höchstem Tempo nie aus der Kurve fliegen, nicht zuletzt deshalb, weil das elastische Band nicht nachgibt, mit dem Adam Nussbaum die Band zusammenhält. Wobei der es auch schnalzen lassen kann, so manche harte Kante in den Groove legt. Jay Anderson sorgt am Bass für einen immerfort brodelnden Untergrund, stabil genug um Sicherheit zu geben, beweglich genug für feine Überraschungen.
Bluesgetränkt steht die Musik mit einem Fuß in der Tradition von Howlin‘ Wolf, Muddy Waters, Leadbelly, mit dem anderen im ererbten Land der Jazzstandards, so mit „All The Things You Are“. Auch der Soul der 70er kommt zu Wort in psychedelischer Entschleunigung mit „People Make The World Go Round“. Zugleich haben die Vier die Nase im Wind, bewegen sich immer wieder mal über den Horizont hinaus an den Rand des Universums, lassen den Soli Raum und Zeit zu ausgiebiger Entfaltung. „If I Only Had A Brain“ schließlich aus dem „Wizard of Oz“ hat herrlich schrägen Witz, eignet sich wunderbar für den Quereinstieg und zieht unweigerlich in den BANN eines Quartetts, dem zuzuhören einfach Spaß macht.