A Tribute To Duško Gojković | 11.04.2025

Neuburger Rundschau | Reinhard Köchl
 

Was er wohl an einem Abend wie diesem gesagt hätte? Entweder hätte Duško Gojković zu Lebzeiten breit gelächelt, wie er es bei seinen zahllosen Auftritten im Neuburger Birdland immer wieder tat, weil ihm einfach Musik, Band und vor allem das Publikum so gut gefielen, dass er sich in einem Bad aus Endorphin und Adrenalin wohlfühlen konnte. Oder er hätte nur vor sich hingeschaut. Ganz selten kam es schon mal vor, ihm einiges nicht passte. Solche Gemütsregungen konnte er aber stets gut überspielen. Immer Gentleman und Genießer – und vor allem wegen seiner subtilen, melodischen, kantablen Spielweise ein beispielloser Virtuose, wie es ihn so schnell nicht mehr geben wird.

Am 1. Februar vor 34 Jahren hat der montenegrinische Startrompeter die goldene Jazz-Ära in Neuburg mit dem allerersten Konzert im Hofapothekenkeller eingeläutet, 1994 nahm er eine der besten Live-CDs seiner grandiosen Karriere im Birdland-Gewölbe. Jetzt, fast genau zwei Jahre nach seinem Tod im hohen Alter von 91 Jahren, schicken sich fünf Musiker an, ihrem großen Vorbild und Mentor mit einem Tribut-Konzert die Ehre zu erweisen. Der Keller ist wie bei allen früheren Gastspielen von Gojković und generell in der jüngeren Vergangenheit rappelvoll, die Menschen haben hohe Erwartungen, sie erinnern sich nach wie vor gerne an den Grandseigneur des Bebop, dessen Trompetenspiel weiterhin irgendwie durch das Gewölbe schwebt. An diesem Tag hat der Österreicher Daniel Nösing den Part des Dusko-Alumni übernommen, ein robuster, fantasievoller, gleichwohl technisch enorm versierter Trompeter mit unverkennbaren Tendenzen zum Hotblowing. Keine plumpe Gojković -Kopie, sondern eher ein Gegenentwurf zum Original – und das ist auch gut so! Denn einem wie ihm kann sowieso keiner das Wasser reichen, und Birdland-Impresario Manfred Rehm behauptet sogar, dass sein gedämpftes Balladenspiel einen Tick besser war als das von Miles Davis. Deswegen probiert es Nösig gar nicht erst, sondern drückt der warmen, innigen, tief ins Herz gehenden Zugabe „I Fall In Love Too Easily“ ohne Plunger seinen ganz eigenen Stempel auf.

Initiator des ehrgeizigen Projektes ist der deutsche Altsaxofonist Oliver Marec, der Gojković bewundert und sich geschickt mit einigen gelungenen Soli in Szene zu setzen weiß. Freilich: Bei seinen Ansagen über dessen Werk wirkt Marec nicht immer sattelfest, wie etwa beim Entstehungsdatum der Erkennungsmelodie „The Nights Of Skopje“ (1966), das er ins Jahr 1995 transferiert. Besagter Titel lässt den typisch delikaten Balkan-Swing, das Alleinstellungsmerkmal Gojkovićs, dann auch lediglich im Intro durchscheinen. Ansonsten ist es eine solide walzernde Up-Tempo-Nummer, ein Stück europäische Jazzgeschichte, nun eben weitergedacht. Dass der Abend noch eine ganze Reihe anderer positiver Überraschungen bereithält, ist vor allem der Musikalität der Combo zu verdanken, die mit dem in Wien lebenden, raffiniert und süffig konstruierenden amerikanischen Weltklasse-Pianisten Danny Grisset ein absoluten Ausnahmekönner mit nach Neuburg gebracht hat. Auch die Swing-Maschine, die der bulgarische Drummer Vladimir Kostadinovic und der US-Bassist Danny Ziemann mit Volldampf betreiben, hätte Dusko todsicher gefallen und ihn zum Einsteigen verführt.

Die Erben versuchen sich an komplizierten Themen wie „Bop-Town“ oder dem rhythmisch anspruchsvollen „Menina Moca“, zeigen aber auch, was der Meister ihnen über all die Jahre hinweg beigebracht hat: In erster Linie sich selbst treu bleiben. Und so hat Oliver Marec mit „Starting Point“ einen Song in typischer Gojković-Manier geschrieben: temperamentvoll, elegant und schwerelos. Die Hommage erhält zurecht viel Beifall von alten wie neuen Fans. Und Dusko hätte das Grinsen darüber nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Wetten?