14. Birdland Radio Jazz Festival – Vorschau | 08.10.2024

Donaukurier | Karl Leitner
 

Am 18. November 2011 ertönte, weithin vernehmbar, der Startschuss für das erste Birdland Radio Festival. Birdland-Chef Manfred war mit der Verpflichtung des legendären US-Pianisten Cecil Taylor ein echter Coup gelungen. Nur zwei Konzerte in Europa überhaupt, eines davon im beschaulichen Neuburg. Sofort machte die sensationelle Nachricht die Runde, der Bayerische Rundfunk bekam Wind von der Sache, schnitt das Konzert mit und gleich noch ein paar weitere mit dazu, weil schnell die Idee im Raum stand, um den Star aus Amerika herum ein kleines Festival zu organisieren, aufzuzeichnen und auszustrahlen. Warum sollte auf diesem Weg Live-Jazz aus Neuburg nicht auch mal zu den Leuten nach Hause kommen und nicht immer nur die Leute zum Jazz nach Neuburg.

Der Erfolg war riesig, und so war schnell klar, dass das Festival eine feste Einrichtung, eingebettet ins Birdland- Herbstprogramm, werden sollte. 2024 werden nun also zum 14. Male die Ü-Wagen des BR vor dem Club stehen und wie in jedem Jahr acht ausgewählte Veranstaltungen mitschneiden, die dann im regulären Programm auf BR-Klassik im Nachgang gesendet werden oder gleich direkt via Satellit auf die Reise um den ganzen Globus geschickt werden. Letzteres geschieht – heuer am 23. November – mit einer vierstündigen Livesendung, die seit ersten Jahr krönender Abschluss des Festivals ist und über einen ständig wachsenden Hörerstamm verfügt, wie Reaktionen aus allen Weltgegenden belegen. Was also mit Cecil Taylor’s Konzert – das es übrigens unter dem Titel „Cecil Taylor – Birdland, Neuburg 2011“ auch auf CD gibt – vor genau 112 zahlenden Zuschauern begann, hat sich längst etabliert.

Das Festival beginnt in Ingolstadt im Audi Forum mit Bolero Berlin und deren Programm „The Latin Soul Of Berlin“. Das Sextett besteht aus Mitgliedern der Berliner Philharmoniker und aus Jazzmusikern, die sich als „Diener eines großen Ganzen“ verstehen, nämlich der Verschmelzung der Präzision philharmonischer Klangkultur, groovendem Jazzfeeling und virtuosen Improvisationen auf der Basis außergewöhnlicher Arrangements.

Die schwedische Posaunistin Karin Hammar ist beim Festival zu Gast mit ihrem aktuellen Quintett, zu dem auch die sensationelle und in Neuburg bestens bekannte Pianistin Rita Marcotulli am Klavier gehört. Hammar ist eine der führenden Musikerinnen ihrer Zunft in Europa, hat bereits mit Nils Landgren, Gary Burton und Carla Bley gespielt und war Gast der WDR Big Band und des Trondheim Jazz Orchestra.

Hinter dem Kürzel M.O.M. verbergen sich François und Louis Moutin sowie Jowee Omicil. Das Trio lässt unter Verwendung von Bass, Schlagzeug und Saxofon einen einzigartigen Sound entstehen, in dem groovige Momente, fein atmende Passagen und freie Ausbrüche zu zusammenfließen zu intensiver und tiefgründiger, aber gleichzeitig auch fröhlicher und humorvoller Musik.

Mit der Pianistin Silvie Courvoisier und Patricia Brennan am Vibrafon kommt ein Duo aus Brooklyn nach Neuburg, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Grenzen ihrer Instrumente auszuloten, dabei eine gemeinsame improvisatorische Sprache zu finden und mit der unüblichen Kombination ihrer beider Instrumente dem Jazz allgemein eine neue Komponente hinzuzufügen.

Startrompeter Jeremy Pelt ist in Neuburg bestens bekannt. Sein Metier sind Post Bop und Soul Jazz. Pelt tritt mit seinem Quintett auf, einer echten Dreamband mit Top-Musikern aus der aktuellen Szene New Yorks.

Camilla George, in London lebende Nigerianerin, verbindet afrikanische und westliche Musik. Die Saxofonistin beschäftigt sich intensiv mit Kolonialismus, Sklaverei, Völkerverständigung und Vergangenheitsbewältigung und hat daraus einen komplett eigenen Stil entwickelt, der sie zu einem der Shooting Stars der Londoner Jazz-Szene machte und ihr Auftritt rund um den Globus verschaffte. In Neuburg tritt sie mit ihrem Quartett auf.

Pure Desmond, das Quartett um den Saxofonisten Lorenz Hargassner, beschäftigt sich mit dem Vermächtnis des großen Arrangeurs Paul Desmond, der zum Beispiel den Monster-Hit „Take Five“ geschrieben hat. In den von der Band ausgewählten Stücken Desmond’s verbindet sie die Originale mit dem Sound und den Einflüssen von heute.

Den Abschluss des Festivals bildet der Auftritt des Luca Zambito Quartetts aus München. Traditionell ist dieser Abend einer jungen Band vorbehalten und das zweite Set wird live ausgestrahlt. Zambito und seine Kollegen haben 2021 für ihre Art, die „Grundlagen des Jazz auf den Punkt“ zu bringen, nicht umsonst den Jungen Münchner Jazzpreis erhalten.