12 Jahre Birdland Radio Jazz Festival – Ausstellungseröffnung | 27.05.2022

Neuburger Rundschau | Reinhard Köchl
 

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Und ein Konzert normalerweise kein Festival. Es sei denn, man verfügt über die Spontaneität und Kreativität von Manfred Rehm. Als der Neuburger „Mr. Jazz“ 2011 davon Wind bekam, dass der legendäre Pianist Cecil Taylor für ein Europa-Konzert in Warschau gastieren würde, da heckte er zusammen mit BR-Jazz-Redakteur Roland Spiegel in Windeseile einen Plan aus, um die sagenumwobene Lichtgestalt des Avantgarde-Jazz irgendwie an die Donau zu locken. Die Radiomacher wollten Taylor unbedingt aufnehmen, aber für einen „normalen“ Auftritt ließen sich sowohl der Öffentlich Rechtliche Rundfunk wie auch der prominente Künstler nur schwer in die „Provinz“ locken. Also bastelte Rehm einfach ein Programm um Taylor herum – und schon war das Birdland Radio Jazz Festival geboren.

Diese „List“ von Manfred Rehm habe Neuburg ein einzigartiges kulturelles Geschenk beschert, schwärmte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling jetzt in der Städtischen Galerie im Fürstengang anlässlich der Vernissage einer ganz besonderen Ausstellung. Denn 2022 geht das Birdland Radio Jazz Festival schon in sein zwölftes Jahr. Ohne jeden Zweifel eine Erfolgsgeschichte mit insgesamt 90 zum allergrößten Teil hochkarätigen Konzerten, 140 gesendeten Radiostunden und 180 Stunden Tonmaterial, flankiert von bundesweiter medialer Aufmerksamkeit sowie zahlreichen Übernachtungsgästen, die auch Neuburgs Wirtschaft ankurbeln. Aus diesem Grund entschloss sich Rehm, dem Festival eine Werkschau mit Fotos von Thomas Eder, Karl Leitner, Gerd Löser, Frank und Monika Matthey, Norbert Paetzold, Reinhold Weinretter und dem verstorbenen Christian Wurm aus den vergangenen Jahren zu widmen, neben denen die Neuburger Künstlerin Alexandra Fromm ihre Grafiken, Skulpturen und Gemälde zeigt, durch die sie sich von den Konzerten inspirieren ließ. Jedes der ausgestellten Exponate sei „Musik, die man sehen kann“, formulierte es Roland Spiegel in seinen einführenden Worten.

OB Gmehling, der vor seiner 20-jährigen Amtszeit schon als Schankkellner bei Konzerten im Hofapothekenkeller aushalf, pries den Birdland Jazzclub vor einer großen Zahl von Gästen stolz als „Juwel“. Der Name der Stadt stehe inzwischen in ganz Deutschland, ja sogar in Europa für exzellenten, qualitativ hochwertigen Jazz in einem besonderen Ambiente. Und das Festival sei ein weiterer Beweis für die unermüdliche Tatkraft Manfred Rehms. Diese, aber auch die Geschmackssicherheit des „Impresarios“, lobte denn auch Spiegel. Selbst in den zurückliegenden beiden Jahren, als die Corona-Zahlen im Herbst deutlich angestiegen waren, habe Rehm nicht etwa die bequeme Lösung der Pauschalabsage gewählt, sondern die Konzerte trotzdem durchgeführt – ohne Publikum, aber mit den Mikrofonen des BR und bei voller Gage. Spiegel: „Das war wichtig, damit Musiker wenigstens an ein paar Orten der Welt ihre Arbeit tun konnten. Ein so großes Festival wie die Internationale Jazzwoche in Burghausen schaffte das nicht.“

Im Laufe der Jahre haben die Radioübertragungen aus Neuburg stark zugenommen. Mehr Konzerte, mehr namhafte Musikerinnen und Musiker, und eine Ausweitung der Veranstaltungsstätte über das Stadttheater bis hin zum Audi Form Ingolstadt; „Neuburg extended“, wie der BR-Redakteur schmunzelnd ergänzte. Sowohl die Tonkonserven wie auch Fotos, Skulpturen und Gemälde halten diese besonderen Momente fest, konservieren sie für die Nachwelt.

Der Faktor „Zufall“ spielte sogar bei Alexandra Fromm die entscheidende Rolle. Nach ihrem Umzug nach Neuburg saß die Künstlerin zunächst mit ihrem Skizzenbuch in der hinteren Reihe, bekam dann aber von Rehm überraschend einen exponierten Platz zugewiesen, vom dem aus sie den Musikerinnen und Musikern viel besser bei der Arbeit beobachten konnte. Auf diese Weise entstanden Bronzeplastiken, schemenhafte Skizzen oder abstrakte, mosaikartige Bilder, gehalten in der Atmosphäre der 1960er Jahre. Die Linien und Farben ergeben zusammen mit den Umrissen eines Saxofons, einer Klarinette, eines Kontrabasses oder einer Trommel häufig geometrisch erscheinende Formen. „Ein Einklang und Vielklang von Farben und Formen“, beschrieb es Roland Spiegel. „Auch so kann der künstlerisch weiterverarbeitende Eindruck aus einem Jazzkonzert aussehen – und klingen.“

Die Ausstellung „12 Jahre Birdland Radio Jazz Festival“ ist noch bis 26. Juni in der Städtischen Galerie im Fürstengang zu sehen. Die Öffnungszeiten sind: Donnerstag und Freitag von 17 bis 19 Uhr; Samstag, Sonntag und Feiertag von 11 bis 19 Uhr; 24. bis 26. Juni von 11 bis 21 Uhr.