Jermaine Landsberger Trio feat. Darryl Hall & Donald Edwards | 16.02.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Man hat im Birdland ja schon einige sensationelle Konzerte erlebt, Konzerte, bei denen sich die Musiker regelrecht in einen Rausch spielen und ihr Publikum dabei derart mitreißen, dass am Ende nicht nur der übliche Beifall gezollt wird für das eben Gehörte, sondern tatsächlich Begeisterungstürme losbrechen.

An dem denkwürdigen Abend, um den es hier geht, ist das Jermaine Landsberger Trio zu Gast im Gewölbe unter der ehemaligen Hofapotheke in der Neuburger Altstadt und liefert einen echten Hammer ab. Landsberger, den man ansonsten eher an der Hammondorgel vermutet, sitzt diesmal am Flügel und am E-Piano, Darryl Hall aus Philadelphia bedient Kontrabass und E-Bass und Donald Edwards, der Mann aus New Orleans, spielt Schlagzeug. Jedoch sind die drei eindeutig mehr als lediglich ein Piano-Trio im üblichen Sinne, sie sind – wie es so treffend im Programmheft heißt – tatsächlich ein magisches Dreieck. Einer sei des anderen Schatten. So lautet die Devise. Und in der Tat, die bis auf einen Ausflug in die Fusion-Szene hauptsächlich dem Mainstream zuzuordnenden Stücke zünden vor allem deswegen so hervorragend, weil diese Band eine bis ins kleinste Detail optimal funktionierende Einheit darstellt, weil einer dem anderen auch bei kleinsten Nuance bedingungslos folgt. Landsberger setzt die Orientierungspunkte fest, was dann kommt, ist geprägt von spielerischer Leichtigkeit, elastischen Grooves, Witz und Esprit.

Natürlich sind Landsbergers Stücke, die Titel tragen wie „Soho“, „Four Steps Back“ und „David’s Mood“, allein durch ihre Anlage schon Publikumsrenner. Dass sie von sensationell guten Musikern dargeboten werden, die auch noch mit enormem Elan und absoluter Tightness zu Werke gehen, kommt hinzu. Und schließlich agieren die drei dort auf der Bühne auch noch mit Herzblut und Seele. So wird eine Ballade wie die wunderschöne Komposition „Gypsy Night In Budapest“, in der Csárdás, durch sprudelnde und vor Lebensfreude schier berstende Pianofiguren und die Schwermut der Puszta aufeinandertreffen, zum Höhepunkt eines Konzerts, das eh schon aus lauter Highlights besteht.

Wie fast alle seiner Sinti-Kollegen bezieht sich Landsberger seiner Herkunft und seiner musikalischen Sozialisation wegen auf Django Reinhardt. Aber er wird nicht erdrückt vom schier übermächtigen Erbe dieses Jazz-Großmeis-ters. Auch er bezeigt ihm zwar mit einer Nummer seine Anerkennung, hat sich aber – als Organist wie auch als Pianist – längst gelöst vom Stammvater und geht seiner eigenen Wege. Tut er dies auf einer Bühne gemeinsam mit Partnern vom Schlage eines Darryl Hall und Donald Edwards, wird das für das Publikum zum echten Erlebnis. Sogar für ein so hörerfahrenes wie das im Birdland. Was für ein Konzert!