Michael Arlt European Sixx | 15.02.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Die Formation „Michael Arlt European Six“, die da an diesem Abend auf der Bühne des Neuburger Birdland Jazzclubs steht, trägt zwar seinen Namen, den Gitarristen Michael Arlt aber als Bandchef in herkömmlichem Sinne zu bezeichnen, wäre sicherlich falsch. Arlt gibt sich vielmehr als Primus Inter Pares und die Aufgaben ruhen zu gleichen Teilen auf den Schultern aller Beteiligten. Das ist die Ausgangslage.

Stephan Zimmermann ist an Trompete und Flügelhorn zu hören, Jean-Marc Robin sitzt hinter dem Schlagzeug, Dietmar Fuhr bedient E-Bass und Kontrabass und Alberto Menéndez spielt Alt- und Sopransaxofon sowie Querflöte. Komplettiert wird die Band durch Marko Lackner (Alt- und Sopransaxofon, Bassklarinette, Querflöte), der auch für einen Großteil der Kompositionen und der Arrangements verantwortlich ist.

Womit auch gleich die großen Stärken der Band angesprochen sind. Lackners „Poem“, sein „Expat Echoes“ und „“Zuaweterzln“ – Lackner kommt aus Kärnten und spielt hier nicht nur mit der Sprache dem Dialekt seiner Heimatregion sondern auch mit Terzintervallen – sind zum einen wirklich spannende Kompositionen des Mainstream Jazz mit deutlichen Anleihen aus dem Soul Jazz, zum anderen sind sie so arrangiert, dass Grooves mit exakt dosierter Schubkraft entstehen, die es nun mal braucht, um einen Konzertsaal oder einen Club in Entzücken zu versetzen.

Andererseits sind relativ umfangreiche Passagen innerhalb der einzelnen Stücke vorab festgelegt, also auskomponiert. Jeder Musiker hat sein Notenpult vor sich stehen, aber nicht nur, um sich dort über die Eckdaten der jeweiligen Komposition zu orientieren bevor die Solisten das Stück dann mit Leben füllen. In diesem Fall gibt es zwar auch immer wieder bemerkenswerte Abschnitte mit überaus gelungenen Improvisationen, die aber sind klar umrissen, folgen vorher verabredeten Wegen, wobei der kompositorischen Rahmen immer erhalten bleibt.

Das hört sich durchaus gut an und die Musiker fühlen sich mit ihrem Konzept auch sichtbar wohl. Manch einer im Saal mag sich vor allem im ersten Set aber doch ein klein wenig mehr Feuer, etwas mehr Spritzigkeit gewünscht haben, während hingegen andere diesen Einwand vermutlich eher als Marginalie betrachten würden. Wie immer kommt es auf die Sichtweise und die Erwartungen an. Dass am Ende, nachdem die Band mit einer ganz eigenen Interpretation des John W. Green-Klassikers „Body And Soul“ auch noch einen Standard interpretiert hat, eine Zugabe hermuss, darin freilich sind sich dann alle einig. Und auch darin, dass man im Anschluss daran durchaus gerne noch mehr gehört hätte.