Ack van Rooyen – Paul Heller Quintet | 19.01.2001

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Mit dem Ack van Rooyen – Paul Heller Quintet gab erneut eine Formation der europäischen Spitzenklasse im gut besuchten Neuburger Birdland Jazzclub seine Visitenkarte ab. Die fünf machten ihrem Namen alle Ehre, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Zum Auftakt gab es kompakten Hardbop, der sich nach und nach von den vorgegebenen Formen löste, sich größeren Freiheiten öffnete und den beiden Leadern beste Entfaltungsmöglichkeiten gewährte. Paul Heller nutzte diese am Tenorsaxophon mit kräftigem bluesgetränktem Ton und ausgeprägtem Stehvermögen, Ack van Rooyen am Flügelhorn mit behänder Geschmeidigkeit, strahlend-warmem Sound und fein ziselierten fließenden Linien. Van Rooyen ist immerhin schon 71, war bereits ein vielbeachteter Musiker, als Heller erst auf die Welt kam. Die Begegnung der Generationen jedoch beflügelt offensichtlich beide, sie arbeiten schon seit geraumer Zeit zusammen, ergänzen sich vom Temperament her optimal: van Rooyen mit seinem ausgeprägten Einfühlungsvermögen, Heller mit expressiver Energie. Auch in den Balladen bleibt der Dialog fruchtbar, finden sich die Gegensätze der Temperamente zur Einheit: Hellers jugendliches Ungestüm, das in wahre Hochgeschwindigkeitsfahrten auf den Skalen mündet, findet in van Rooyens Sinn für impressionistische Innerlichkeit seinen organischen Widerpart. Achim Kaufmann am Piano erzeugt mit einfach scheinenden Mitteln große Wirkung, lotet mit seinen Mikroschritten die Möglichkeiten der Chromatik aus, Ingmar Heller knüpft mit seinem immer geerdeten Bass an einem soliden Bodengeflecht und Dré Pallemaerts unterlegt das Geschehen mit motiviertem Drive und variabler Dynamik.