The Music of Attila Zoller | 22.05.2003

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Vor dem Festivalauftakt im Birdland lag der Tourneestart des Projekts „The Music of Attila Zoller“. Nach den ersten zwei Gigs im Münchener Jazzclub „Unterfahrt“ machte das Hommage-Septett Station im Ingolstädter Audiforum. Etliche Kompositionen des ungarischen Saitenbefreiers sind zu Meilensteinen des Modern Jazz avanciert. Ihnen allen gemeinsam ist eine eigentümliche Mischung aus harmonischer Kühnheit und singbarer Emotionalität.

Ein bisschen hat er sie auch domestiziert in seinen Arrangements, der Joe Haider, graubärtiger Leitwolf der Combo, die ein alles in allem eher auf Attila Zollers braverer Seite angesiedeltes Konzert gab. Immer wieder jedoch in so manchem seligen Moment entfleuchten die Beteiligten den Vorgaben der „Professionalität“ und begaben sich auf Ausflüge ins mehr oder weniger ungeschützte Freiland: Vor Allem die beiden Saxophonisten, Johannes Enders am Tenor und Ignaz Dinné am Alto, waren mit kreativen Exkursen an die Ränder der Kompositionen um so freigebiger, je weiter der Abend voranschritt. Dem wollte dann auch Ralf Hesse an Trompete und Flügelhorn nicht nachstehen. Die Rhythmusgruppe – Joe Haider am Piano, Thomas Stabenow am Kontrabass und Christian Salfellner am Schlagzeug – lieferte ein immer verlässliches Gerüst für die dynamischen Feinheiten der Kompositionen. Den „Zoller-Part“ übernahm Helmut Kagerer, Meisterschüler und Freund des großen Gitarristen, der mit flüssiger Phrasierung die zahlreichen Überraschungsmomente der Kompositionen aufnahm und genüsslich auszukosten wusste.

Viel Liebe steckte in der Hommage, dargebracht nicht nur in Stücken des Geehrten wie dem Bossa-Nova „A Thousend Dreams“, der freudestrahlend lebendigen „Joy For Joy“ und der bissigen „Xanthippe“ sondern auch in der eigens für die Tour geschriebenen Ballade „For Attila“ oder dem flugs umgewidmeten Haider-Original „Tante Nellie meets Attila Zoller“. Das passte nun so recht zum freigeistigen Weltenbürger Zoller, der die ländliche Stille seiner Heimat am Donauknie mit den europäischen Metropolen Wien und Frankfurt und schließlich der Megalopolis New York tauschte, in den Kindertagen des deutschen Nachkriegsjazz kräftig mitmischte und viele Jahre lang im Dunstkreis des Big Apple als Europäer(!) erfolgreich eine Jazzschule betrieb. Dass in Wesen und Werk des Gitarristen emotionale Intelligenz, Menschlichkeit und pure Freude an der Schönheit des Augenblicks zusammenfanden zu kühner Einheit, dafür legte die „Hungarian Jazz Rhapsodie“ mit markanten Riffs und rasanten Soli ebenso Zeugnis ab wie die unter die Haut gehende Ballade „When It’s Time“.