Dusko Goykovich Quintet | 15.09.2006

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Es gibt Menschen, an denen gehen die Zeiten wie spurlos vorüber. Unverändert und alterlos steht Dusko Goykovic auf der Bühne des Birdland, dem Publikum beim siebten Gig im Neuburger Jazzclub seit seinem ersten Auftritt zur Eröffnung des Kellers unter der Hofapotheke am 1. Februar 1991 und spätestens seit seiner 1994 hier aufgenommenen Live-CD ein guter alter Bekannter und vertrauter Gast. Die fast 75 Lenze sieht man ihm in keiner Weise an, vor allem aber machen sie sich in keinem Ton bemerkbar, der aus der Trompete tönt, es sei denn im positiven Sinne der Erfahrung eines reichen Musikerlebens.

Schneidig und lässig wie eh und je lässt Dusko Goykovic, seit den 50ern ein international anerkannter Großmeister seines Instruments, alles vom Stapel, was der Jazzfan sich nur wünschen kann: Attacke und feurige Highnotes, stählerne Strahlkraft und samtigen Blues, rasantes Uptempo und sensible Balladen, quicklebendig, souverän, elegant, und von einem Feuer getragen, das so manchem jungen Skalenreiter gewünscht sein mag. Gemeinsam mit Claus Raible am Piano, Thomas Stabenow am Bass, Doug Sides am Schlagzeug und Dirk Piezunka am Tenorsaxophon legt Dusko Goykovic ein Konzert hin, das es in sich hat u.a. mit Kenny Dorhams „Lotus Blossom“, George Gershwins „Summertime“, Dizzy Gillespies „Ow!“ oder Irving Berlins „How Deep Is The Ocean“.

Letzteres featured Dirk Piezunka am Tenorsaxophon mit weich timbriertem Sound, der geprägt ist von Volumen und dem erfreulich kultivierten Bewusstsein, dass die Kraft nicht allein in der Menge der gespielten Noten liegt. Das Nordlicht aus Bremen zeigte sich in besonderer Weise begeistert von der Atmosphäre im Keller unter der Hofapotheke und vermerkte fast ein bisschen eifersüchtig, dass das Publikum im Norden der Republik merklich kühler sei. „Darum laden wir Bayern euch ja auch immer wieder gerne ein“, meint Dusko Goykovic großzügig, der seit Jahrzehnten mit deutschem Pass in München lebt.

Zum Schluss gab’s als Geburtstagsständchen für Goykovics Biographen Reinhard Köchl („Jazz ist Freiheit“) noch den an Jimmy Smith erinnernden „Chicken Shack Blues“ und als Zugabe ein bisschen brasilianisches Bossa-Flair. Ein rundum gelungener Abend für alle Jazzfans, denen an Tradition und Freiheit gleichermaßen gelegen ist.