Mit sanften Exkursen zwischen den Genres ließ das Walter Lang Trio beim diesjährigen Crossover-Konzert im Neuburger Jazzclub dem Schubladendenken keine Chance. Selbst die eingefleischtesten Klassik-Fans waren angetan von der Art Baroque des Jazztrios beim traditionell jazzigen Auftakt der diesjährigen Barockkonzerte.
Nun ist es ja spätestens seit Jacques Loussiers „Play Bach“ oder Dave Brubecks „Blue Rondo a la Turk“ weder ein Sakrileg noch ein Geheimnis, dass sich klassische Werke hervorragend der swingenden Interpretation und Improvisation erschließen. Auch im Birdland Jazzclub wurde ja in den vergangenen Jahren so manch gelungener Brückenschlag vollendet. Wie selbstverständlich jedoch Walter Lang am Piano, Henning Sieverts am Bass und Rick Hollander am Schlagzeug in den Geist der barocken Kompositionen eintauchen und sie sich im Idiom des Jazzpiano-Trios zu eigen machen, das hat noch einmal eine sehr eigene Qualität. Das Geheimnis liegt in der behutsamen Konzeption, die sich in keinem Moment von der Substanz der Komposition löst, die jedoch gleichzeitig den Raum erschließt und mit sanftem Schritt durchmisst, den die Werke der Improvisation gewähren. Kaum je lagen klassische Interpretation und jazzige Improvisation so nah beieinander wie an diesem Abend, der sich ganz in den Dienst der gespielten Kompositionen stellte. Das fängt an mit Johann Sebastian Bachs Bourée BWV 996, setzt sich fort mit einer Air aus Henry Purcells King Arthur, bleibt in eins mit sich selbst mit Walter Langs eigener Komposition „Monsieur Hulot“, lässt Liebe, Freude, Glauben zu Klang werden mit John Dowland, Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach. Rick Hollander lotet die rhythmischen Strukturen aus, lässt allen Eventualitäten Raum mit federfeinen Besen, Henning Sieverts erkundet geduldig und mit coolem Groove harmonische Varianten einer jazzigen Variante des Generalbasses und Walter Lang verzaubert die Tasten des Bösendorfers mit seinem unnachahmlich kultivierten Anschlag in Klänge von suggestiver Sogwirkung, die alle Grenzen überwindet zugunsten einer humanen Sensibilität. Ein Abend der leisen Töne in der Jazztradition des Bill Evans Trios, zum Zuhören, Genießen, Entspannen und vor allem: zum Zuklappen aller Schubladen.