Manfred Bründl’s Silent Bass | 02.05.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Schweigsam, gar stumm? Nur wer als Gegenteil „laut“ setzen wollte, könnte dem zustimmen. Wenn jedoch „silent“ als Antonym zu „beredt“ verstanden wird, müsste Manfred Bründl’s Silent Bass als Widerspruch in sich, als musikalisches Paradox verstanden werden. Im Birdland Jazzclub bot das Quartett um den Bassisten, der sein Licht nun wahrlich nicht unter den Scheffel zu stellen braucht, vielgestaltige Musik von feinfühliger Eloquenz.

Allerdings: Der Zuhörer ist durchaus gefordert. Was die Band bietet, ist alles andere als Beifall heischend oder vordergründig. Dazu ist schon die Besetzung zu hochkarätig mit dem sensibel und in erfrischend anderen Grooves aufspielenden Jonas Burgwinkel am Schlagzeug, mit Achim Kaufmann am Bösendorfer und dem in Neuburg durch die Sommerakademie bestens bekannten Hugo Read an Alt- und Sopransaxophon. Dessen ganz eigene instrumentale Stimme mit ihrem sensitiv coolen Sound verbindet lyrisch fragile Linienführung mit Biss, Offensive und Freiheitsdrang. Achim Kaufmann, ein überaus phantasievoller Pianist, erschließt – seinerseits jeder vordergründigen Effekthascherei abhold – zwischen nur scheinbar ostinaten Figuren, feingliedrig geschmeidigen Arabesken, Girlanden, Kaskaden und voluminösen Akkorden ein weites Feld improvisatorischer Freiheit.

Duke Ellington wird geehrt in der Hommage „On a Red Cloud“, moderner Mainstream kommt zu Wort in „Ratio“, freiere Improvisation – angeregt durch die abstrakt-expressionistische Farbfeldmalerei des US-amerikanischen Künstlers Barnett Newman – in „Who’s Afraid of FRed?“, weltmusikalisch maghrebinischer Impressionismus in „Crosshatched“, dem Titelstück der akuellen CD, inspiriert durch die libysche Oasenstadt Ghadames mit ihrem Labyrinth aus Straßen und Gassen, die auf den Platz münden, der das Bassin der Quelle umgibt.

Zusammengehalten wird die Vielgestalt, in der auch „Leonardo“ da Vinci und mit „Golden …“ der goldene Schnitt ihren Platz haben, von dem Mann am beredten Bass, Manfred Bründl, dem nach eigenen Worten unrettbar „ossifizierten“ gebürtigen Regensburger, der seit 1996 in Weimar lebt, lehrte und sich wohl fühlt. „Respect“! Selten sind Kompositionen zu hören, die sich so folgerichtig, souverän und selbstverständlich aus dem Basslauf und -groove heraus aufbauen, harmonisch, melodisch, rhythmisch. Der Bass setzt die Akzente, nicht immer, schon gar nicht immer öfter, aber immer im richtigen Moment! Silent? Pure Untertreibung!