Echoes Of Swing | 27.05.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Seit vierzehn Jahren stehen Colin Dawson, Chris Hopkins, Bernd Lhotzky und Oliver Mewes gemeinsam auf der Bühne, frönen der Lust am Swing nicht als Masche, sondern aus Leidenschaft, mit Akribie in der Vorbereitung und Freude am Spiel im Konzert. Retro? Ewig gestrig? Es gibt ja nach wie vor Jazzfans, für die Musik diesseits des Bebop definitiv zu modern erscheint. Darüber kann nur streiten, wer nicht weiß, wie modern andererseits die Musik vorher war. Die Echoes of Swing jedenfalls geben einmal mehr nach 2007 einen Eindruck von der ungeheuren Vielfalt und Vitalität jener Musik, der sie eine zentrale Erkenntnis verdanken: You’ve Got To Be Modernistic!
Das gemeinsame Suchen, Stöbern, Tüfteln, Ausprobieren trägt inzwischen reiche Frucht, die Qualität stimmt. Nicht von ungefähr hat die Band jüngst den Preis der deutschen Schallplattenkritik entgegen nehmen dürfen.
Im Konzert wird nicht nur der „Ghost Of Marsden Grotto“ beeindruckend lebendig im „Delirium“ des Geschehens, auch Klassiker des Jazz werden mehr als nur aufpoliert. Dabei greifen die Echoes Of Swing dankenswerter Weise nicht auf die üblichen Standards zurück, sondern suchen und finden auch abseits der allseits bekannten Swingnummern bemerkens- und genießenswertes, etwa wenn aus der Feder Juan Tizols eben nicht „Caravan“ erklingt, sondern die „Moonlight Fiesta“ der Nacht gedämpften Glanz verleiht. Die vier Echoes verfügen in Stil sicherer Souveränität über ihre Instrumente, Dawson über eine sprudelnde Trompete und eine feine Singstimme, Hopkins über ein prickelndes Altsaxophon, Lhotzky über ein vielseitig swingendes Piano und Mewes über ein Schlagzeug von feiner Klangkultur. Gemeinsam stehen sie für den Strudel des Swing, wie er leibt und lebt, weit mehr ist als nur ein Echo aus vergangen ferner Zeit, wahrlich nicht von gestern!