Wolfgang Haffner Trio | 22.09.2017

Donaukurier | Karl Leitner
 

„Wir müssen solche Trio-Sachen unbedingt öfter machen!“ sagt Wolfgang Haffner im Laufe dieses Abends gleich mehrmals. Was er damit meint? Dass Konzerte wie dieses auf das ganz spezielle Ambiente des Neuburger Birdland-Jazzclubs zugeschnittene nach einer Wiederholung geradezu schreien. Musiker, die sich freuen können wie drei Lausbuben über einen gelungenen Streich, weil sie sich pudelwohl fühlen, ein andächtig lauschendes Publikum, das an den leisen Stellen fast das Atmen einstellt, um nachher umso enthusiastischer in Beifallsstürme auszubrechen, schließlich eine Songauswahl, die so gar nichts zu tun hat mit dem üblichen Konzertbetrieb, bei dem es oftmals eben doch in erster Linie darum geht, eine neu erschienene CD vorzustellen.

Ja, es passt alles im Verlauf dieser gut zwei Stunden im Birdland-Gewölbe. Christian von Kaphengst aus der Band von Till Brönner und sein voluminöser Kontrabass-Sound, der Alleskönner Frank Chastenier am Flügel, üblicherweise in Diensten der WDR-Big Band, und natürlich Schlagzeuger Wolfgang Haffner, der nahezu mit jedem gespielt hat, der im Jazz Rang und Namen hat. Auf den ersten Blick ergeben diese drei nur eines dieser herkömmlichen Piano Trios, wie sie im Jazz häufiger vorkommen. Nach diesem Konzert freilich steht fest, dass eines wie dieses ansonsten eben nicht vorkommt.

Die Band spielt keine einzige Kompositionen aus Haffners jüngsten Erfolgsalben „Kind Of Cool“ und „Kind Of Spain“, was der sichere Weg wäre, sondern stellt sich der Herausforderung, Al Jarreaus „Mornin“, Herbert Grönemeyers „Mensch“, Michel Legrands „Les Parapluies de Cherbourg“ und „Mademoiselle Chante Le Blues“ von Patricia Kaas in Verbindung zu setzten mit Klassikern wie „Tea For Two“ oder „Cheek To Cheek“ und sich gleichzeitig einzulassen auf die wahnwitzigen Arrangements Frank Chasteniers. Die haben es wahrlich in sich und sind rhythmisch und harmonisch richtiggehend verwegen, woraus sich zudem die paradoxe Situation ergibt, dass man als Zuhörer ausgerechnet bei den flotteren Swing-Num-mern etwas durchatmen kann.

Bei den Balladen nämlich kann man das nicht, weil sie so ungemein spannend sind. „Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen“ von Hildegard Knef und Jacques Brels „Ne Me Quite Pas“ etwa verlassen ihr Chanson-Ambiente und werden in den Versionen dieses Trios zu filigranen Jazz-Preziosen, bei denen jedem einzelnen Ton auf dem Flügel, jedem einzelnen, passgenau platzierten Akzent auf dem Becken enorme Bedeutung zukommt. – Was diese Band an diesem Abend bietet, ist ganz einfach exzellent, und Haffner hat ganz recht: Die drei sollten das wirklich öfter machen. Möglichst bald. Und möglichst wieder in dieser idealen Umgebung.