Wolfert Brederode Trio | 13.10.2017

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Einzelne Schläge auf Trommeln und Becken tropfen in den Raum, behutsam mischen sich Töne vom Klavier dazu, aus dem Rhythmus schält sich Melodie, vom Bass aufgenommen und bestätigt. Im besten Sinne des Wortes romantisch ließ sich nennen, was das Wolfert Brederode Trio im Birdland Jazzclub bot. Die 191. Folge der Art of Piano im Neuburger Jazzclub ließ Musik erleben von mystischer Tiefe , fast esoterischer Versenkung und stiller Sammlung. Black Ice ist der Titel der aktuellen CD, wie ja die Farebe des Wassers ohnehin je schwärzer ist desto tiefer es wird, undurchdringlich, bedrohlich, unberechenbar auch. Brederode spielt geschickt mit Licht und Schatten in seiner Musik, mit einer eigentümlichen Spannung aus Reduktion und Intensität, ostinaten, sich wiederholenden Grundmotiven, wie sie die minimal music kennt, und behutsamer Weiterentwicklung von Melodie und Wirbel. Der 43jährige Pianist und Komponiost aus Den Haag ist aktuell einer der beachtenswertertesten europäischen Vertreter seiner Zunft, einer von denen, die in keine Schublade passen. Sein episch elegischer Stil trifft den Geist einer sehnsuchtsvoll volatilen Zeit, in der Vieles gebrochen scheint. Es kann ganz schön dünn sein, das Eis,auf dem wir leben!
Brederode kriecht bisweilen fast in den Flügel hinein, sucht Tragfägiges, Gültiges, Eindeutiges und spürt es auf, je und je im flüchtigen Augenblick. Die Tripartner, Gulli Gudmundsson am Bass und Jasper van Hulten am Schlagzeug, finden sich ideal dazu mit sublimen, leisen, sparsam gesetzten Impulsen, die ganz wesentlich auch der Macht der nicht gespielten Noten vertrauen. Im Halbdunkel schimmert die Bühne, die Band mag es nicht zu hell, genießt die innige Artmosphäre eines Abends im Kerzenlichts. So wirkt auch die Musik bisweilen, weich, schimmernd, leise flackernd, in warmem, goldenem Licht. Kein hektischer Abenteuertrip, vielmehr eine entschleunigte Reise zum Mittelpunkt der Welt. Doch da soll der Schein nicht trügen. Mehr und mehr legen Brederode, Gudmundsson und van Huttten schließlich auch die Wirbel frei und die Strudel offen, die im Fortgang des Konzerts immer wieder aufgeblitzt waren. Neben der „Elegia“ stehen eben auch die „Errors“ mit ihren Ecken und Kanten. Und es schließt sich der Kreis zum schwarzen Eis gerade dann, wenn es zu wohlig warm zu werden scheint.