Trombonefire | 22.11.2003

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Da fegt eine ganz schöne Portion Wucht über die Rampe und man lernt verstehen, was Saxophonisten in einer Bigband aushalten müssen, wo sie direkt vor dem Posaunensatz zu sitzen haben. Die vier Posaunen im Birdland Jazzclub erzeugten jedoch nicht nur eine Menge Phon, sondern auch ein hochexplosives „Trombonefire“.

Im Jazz kommt es gerade nicht auf den cleanen Sound an, sondern auf individuelle Klangfarben, Ansätze, Zugänge, die dann im Zusammenspiel jene Alchimie erzeugen, die den Zauber einer Band oder eines Instrumentensatzes ausmacht. Auf dem gleichen Instrument kommen die Musikerpersönlichkeiten um so besser zur Geltung in ihren unterschiedlichen Charakteren. So gab es beim „Trombonefire“ neben dem lebhaften Konzertgeschehen die Gelegenheit, vier Virtuosen in ihrem ganz persönlichen Zugang zur Posaune zu vergleichen. Hermann Breuer würzt das „Chutney“ in soigniertem Understatement mit wie selbstverständlichem Ideenfluss und markanter Artikulation. Johannes Herrlich, der Organisator der vier „Dancing Bones“, trägt funkelnde Eleganz und feurige Fanfare bei in intelligenter Gewandtheit und punktgenauer Prägnanz: „Think of Me“. Für die Fülle ist Eberhard Budziat zuständig, der an Bassposaune und Tuba „on the edge“ auch im Solo eine verblüffende Beweglichkeit und satte PS an den Tag legt. Adrian Mears steht für einen explosiven Ansatz und eine verschachtelt verspielte Linienführung „like a child that needs to play“. Die vier Posaunen pusten aber mitnichten nur Wucht im Satz und Eleganz sowie Persönlichkeit im Solo durch den Keller, frei nach dem Motto alle für einen und einer für alle, sondern auch Romantik in glänzendem Samt, wie die beiden verwobenen Gershwin-Balladen „I loves you Porgy / Bess, you is my woman now“ zeigen. Zusammengehalten werden die (eben nicht:) „Bones alone“ von einer exzellenten Rhythmusgruppe, in der Tizian Jost am Piano Präsenz und Zurückhaltung ideal ausbalanciert. Thomas Stabenow am Bass paart den gewohnt sicheren Rückhalt mit anmutiger Grandezza und Dejan Terzic wechselt am Schlagzeug mit rhythmischer Finesse und melodiöser Inspiration effektvoll zwischen subtiler Begleitung und Impulse setzendem Vorwärtsdrang.