Eine der großen Stärken des Birdland Jazzclubs ist es, dass er neben den etablierten Stars der Szene immer wieder junge Formationen präsentiert, die alle Achtung verdienen, obwohl der Eintrag in die einschlägigen Lexika noch Zukunftsmusik ist. So gastierte mit dem Thomas Rückert Trio eine Band, deren intelligente Fassung der „Art of Piano“ der gleichnamigen Reihe des Neuburger Jazzclubs zu aller Ehre gereichte.
Das Trio aus den Brüdern Thomas, Piano, und Jochen Rückert, Schlagzeug, sowie dem Bassisten Matt Penman – alle drei Instrumentalisten von höchstem Niveau – bot vor Allem Eigenkompositionen des Leaders. Nach dem Einstieg mit dem Standard „Like someone in love“ erwiesen die Rückert-Originals ihren Schöpfer als eigensinnig intelligenten Grenzgänger zwischen Jazz, moderner Klassik und Weltmusik. Der skeptischen Nachdenklichkeit in „Dust of Doubt“ setzt das Trio den Humor des „Bonsai-Killer“ entgegen, ein Stück, das Rückert sich selbst und seinen gescheiterten Versuchen als Züchter der japanischen Bäumchen gewidmet hat: „Ich hab sehr viel Arbeit darauf verwendet, dass es auf eine besondere Weise schräg klingt.“ In luftig lockerem – ganz unangestrengtem – Spielfluss grüßen Thelonious Monks Skurilität und Arnold Schönbergs Zwölftonreihen. Letztere verfremden dann auch den Standard „The Masquerade is Over“ zu einer „Strange Masquerade“, deren musikalische Freimütigkeit jede Angst vor der Dodekaphonie und ihren chromatischen Skalen vergessen lässt. „Jnana“, „Dharma“ und „Siddhi“ widmen sich der Inspiration Indiens, während „Miles Tones“ in fast hermetischer Dichte dem Prince of Darkness und „I let a song go out of my heart“ Duke Ellington und der Jazztradition ihre Huldigung erweisen. Das Thomas Rückert Trio agiert dabei in jener homogenen Kreativität, die entsteht, wenn die Kunst des Zuhörens und Aufeinander Eingehens sich in swingendem Einvernehmen mit schöpferischer Lust und hellsichtiger Intelligenz vereint zu großer kommunikativer Kraft.