The Toughest Tenors | 22.02.2014

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Irgendwie war’s die dialektische Einheit von Rückschau und Fortschritt, eine Art Renaissance des Jazz: Der Hardbop brachte in griffigen Formen die kochende, brodelnde Nervosität und Hektik des Bebop vom Intellekt zurück in die Gehörgänge, den Jazz vom Hirn in die Beine: Soul Jazz nannte man seinerzeit, was da in knackigen, klaren Themen, funky Grooves und sonorer Virtuosität eine neue Brücke beute zwischen Hirn und Herz.
Horace Silver, Clifford Brown, Lee Morgan, Art Blakey oder Sonny Rollins hießen die Helden dieser Zeit, zu der neben vielen anderen auch das legendäre erste Quintett des großen Miles Davis einen epochalen Beitrag leistete. Es waren auch die Tage der großen Duos in der Frontline, legendär an zwei Tenorsaxophonen Dexter Gordon und der früh unter bis heute mysteriösen Umständen in Las Vegas verstorbene Wardell Grey, Johny Griffin und Eddie „Lockjaw“ Davis oder in England Ronnie Scott und Tubby Hayes, allesamt Meister eines voluminösen Sounds, der in hoher individueller Eigenständigkeit den Biss Coleman Hawkins‘ mit dem luftigen Ansatz Lester Youngs verband. Selbstredend maßen sich die Heroen, rieben sich am Können des je anderen, pushten sich gegenseitig zu Höherem.

Ganz auf den Spuren dieser zugleich so aufregenden wie guten alten Zeit tummelten sich im Birdland Finn Wiesner und Bernd Suchland, der spiritus rector der Tough Tenors, beide ihres Zeichens veritable Powerbläser in fingerflinker Energie, in flüssigem Drive begleitet von Dan-Robin Matthies am Flügel, Lars Gühlcke am Bass und Ralf Ruh am Schlagzeug. Die fünf Kämpen durchmaßen ihr Feld in süffigem Groove und sattem Sound mit flottem Spiel, und Blues getränktem Witz. Freilich war das zuweilen berechenbar und eher durchsichtig strukturiert. Aber was soll’s? Gerade darum ging es ja damals und sollte es zumindest ab und an auch heute gehen: Geradlinig swingende Musik mit hohem Lustfaktor, Spaß an der Freud, spritziger Vitalität und intelligentem Unterhaltungswert.