Die Band schmeichelt sich zunächst mal konservativ und mainstreamig in den subtil swingenden Standard „What A Difference A Day Made“, setzt zur ersten Solorunde an. Da zeigt sich alsbald, wo das Feuer züngelt, das immer wieder offen zu brennen sich anhebt beim Gig des „Soccerball“-Quartetts im Birdland Jazzclub, mal in der sensitiven Glut des Balladenspiels, dann wieder mit lodernder Hardbop-Flamme und immensem Spaßfaktor oder im zündend freien Spiel der Kräfte: Ein ganzes „Kaleidoscope“ temperamentvoller Improvisation!
Peter Weniger bläst das Saxophon mit einer Energie, die aus dem Nichts zu kommen scheint, unversehens wie ein Wirbelsturm alles in Bewegung setzend mit nachhaltigem Luftstrom. Der scheint sich ständig bis an die Grenzen zu verausgaben und versiegt doch nie zwischen dem wohltemperierten Klavier in der Einleitung zu „Antonini“, sensibler Balladenkunst im „Little Prayer“ und vor Allem und immer wieder der puren Lebenskraft wie nicht zuletzt in „Droolin’“. U.a. in „The Dream“ oder „Ballad For Barbara“ offenbart sich auch die gefühlvolle Ader des Quartetts, zumal des Panisten: Bill Mays ist ein Meister der Nuancierung, sein Anschlag kultiviert facettenreiche Wärme wie einer der sommerdurchtränkten Seerosenteiche Claude Monets. Dann wieder zeigt Mays die wieselflinke Beweglichkeit eines Flügelflitzers vom Schlag eines Wiggerl Kögl. Womit wir beim Thema wären: Schließlich nennt sich das Quartett „The Soccerball“. Anlass für die Namensgebung war die Fußball-WM 2002, aber der Name passt immer, denn wie Fußball funktioniert auch Jazz nur, wenn sich Individualisten zusammenfinden zu einer homogen zusammenspielenden Mannschaft, in der Alle ihr Können spielerisch in den Dienst der gemeinsamen Sache stellen. Der Titelsong kommt funky, mit Finesse und in absolut WM-tauglich furiosem Sturmlauf eines Teams, das weder Hitzfeld noch Magath braucht, schon gar nicht Ruuudi Völler, auch dann nicht, wenn der Ball zwischendurch mal mitten im Getümmel verloren geht: Der Spaß am Spiel findet auch so seinen Weg. Ausgesprochen lustvoll agiert Martin Wind, der langjährige Dozent der Neuburger Sommerakademie, am Bass, dabei konzentriert wie immer, variantenreich und mit sensiblem swing, ausdifferenzierter Akzentuierung und – bei Bedarf – mit exzellenter Bogenführung. Drummer Matt Wilson schließlich verfügt über eine einfallsreiche Vielfalt subtil minimalistischer Mittel, die er wohldosiert und voller Raffinesse einzusetzen weiß, nicht nur beim entspannt durch den Keller schlappenden „10-Minute-Song“, den ihm Martin Wind widmet, sondern auch dann, wenn er im eigenen „Free Range Chicken“ glückliche Hühner durch’s Gewölbe scharren lässt. Die können sich da so richtig austoben.