The Great Guitars Of Jazz | 30.05.2003

Donaukurier | Norbert Schmidl
 

„Wir machen jetzt eine Pause. Wir bräuchten zwar keine, aber ich denke, Ihr braucht eine“. Diese Aussage trug im Neuburger Jazzclub Birdland sehr zur Erheiterung des Publikums bei. Sie zeigt aber auch, dass die „Great Guitars of Jazz“ sich, ihre -im übrigen hervorragende- Musik und vor allem ihr Alter nicht allzu ernst nehmen und bei der Tour der vier Gitarristen der Spaßfaktor im Vordergrund steht. Denn die Aussage stammt von Mundell Lowe, Jahrgang 1922. „Too old to rock´n´roll“ mögen sie vielleicht sein, aber bei allen anderen Musikstilen, besonders bei Swing und lateinamerikanischen Stücken, zeigen sie noch vielen Youngsters, was´ne Harke ist.

Locker, teils lässig sitzen sie auf ihren Stühlen und spielen einfach nur so vor sich hin: Lowe, der Chef im Ring; John Pisano, Anfang 70, der sich meist als zuverlässiger Begleiter seiner Mitmusiker präsentiert; der Mittsechziger Gene Bertoncini, der sich auf der Akustikgitarre immer wieder als ausgezeichneter Solist in Szene setzt, und · als überraschender vierter „Nachwuchsmann“ · Mike Magnelli, den die anderen „The Kid“ nennen, wie er lächelnd erzählt. Kein Wunder bei dem zarten Alter von nur 55 Jahren.
Und auch wenn Magnelli als jüngstes Bandmitglied manchmal nur als interessierter Zuhörer auf der Bühne sitzt, noch nicht hundertprozentig in das Geschehen integriert scheint, haben die vier Gitarristen eines gemeinsam: den Sinn für Perfektion. Denn ein Meister auf den sechs Saiten ist auch er, was „The Kid“, wie alle anderen auch, eindrucksvoll vor allem bei Soli unter Beweis stellt.
Doch die ganz große Stärke der Great Guitars liegt trotz aller raffinierten musikalischen Alleingänge, die alle zu Gehör bringen, in der Eingespieltheit und in dem fließenden Wechsel der Leader-Funktion vom einen zum anderen. Wie zufällig unterstützt da eine zweite oder gar dritte und vierte Gitarre ein gerade noch als Soloaufführung gehörtes Stück. Ohne Hektik, scheinbar übergangslos. Denn in diesem ehrwürdigen Alter muss keine Bewegung auf der Bühne mehr schnell sein, außer die der Finger. Aber nach jahrzehntelanger Bühnenerfahrung fliegen die sowieso zielgenau auf dem Gitarrensteg dorthin, wo sie hin sollen. Und das oft mit unglaublichem Tempo und dennoch so relaxed. Viel Swing, klassische Anleihen bei Robert Schumann und ein besonders umjubeltes brasilianisches Medley: „The Great Guitars of Jazz“ haben gezeigt, was auf 6 bis 24 Saiten alles möglich ist.