The European Allstars feat. David Hazeltine
„The Music Of Cedar Walton“ | 05.06.2021

Donaukurier | Karl Leitner
 

Er habe seit 18 Monaten seine New Yorker Wohnung ja im Grunde gar nicht mehr verlassen, sagt der Pianist David Hazeltine gleich zu Beginn seiner Konzerts im Neuburger Birdland. Und nun spiele er hier tatsächlich wieder vor Publikum. Er fühle sich einfach nur rundum glücklich. Das sieht und merkt man ihm an, diesen ganzen denkwürdigen Abend über, den er zusammen mit den hervorragend auf ihn eingestellten European Allstars (Piero Odorici am Tenorsaxofon, Aldo Zunino am Kontrabass und Bernd Reiter am Schlagzeug) für jeden im ausverkauften Jazzclub zu einem vermutlich unvergesslichen Erlebnis macht.

Immer wieder mal verbeugt sich Hazeltine vor Künstlern, die er besonders verehrt und widmet ihnen eigene Programme, in denen er deren Stücke neu arrangiert und ins Jetzt übersetzt. Mit Antonio Carlos Jobim tat er dies bereits und auch mit Burt Bacharach. Diesmal geht es um das Werk seines Pianistenkollegen Cedar Walton (1934 – 2013), dessen wichtigstete Stücke er bereits 2014 zum Inhalt des Albums „I Remember Cedar“ machte. Darauf stützt sich auch die aktuelle Setlist, an deren Beginn und Ende – genau wie beim damaligen Album – „Simple Pleasure“ und „Somehere Over The Rainbow“, stehen, letzteres vor Ort ergreifend dargeboten als Solostück am Flügel. Dazwischen gibt’s ein wenig Eigenes, ein wenig Miles Davis und ganz viel Cedar Walton, neben „Cedar’s Blues“, „Clockwise“ und „Martha ’s Prize“ zum Ende hin auch noch das überragende „Holy Land“, neben „Bolivia“ wohl die bekannteste Nummer aus Walton’s Feder. Nur dessen Jazzrock-Phase rund um „Mobius“ Mitte der Siebziger lässt er aus. Dazu bräuchte er ein Rock-Instrumentarium, aber um Rock geht es an diesem Abend nicht.

Dafür um so mehr um Ästhetik, lässige Nonchalance, Eleganz, technische Brillanz und ganz gezielt eingesetzte Stilmittel. Hazeltine weiß ganz genau, wann er mit der rechten Hand einen wahnwitzigen Lauf spielen darf, wann er mit schelmischem Lächeln völlig überraschend eine Pirouette aus dem Ärmel schüttelt oder wann es besser ist, mit ein paar fest zementierten Akkorden Pfähle einzurammen, damit die Spannung zu steigern und den Stab weiterzugeben an die Kollegen, damit einer von ihnen sie wieder löst mit einem dieser höchst bemerkenswerten Soli, zu denen sie sich immer wieder aufschwingen.

Es kommt ja durchaus vor, dass irgendjemand auf die Idee kommt, eine Begleitband in Ermangelung eines „richtigen“ Namens einfach mal „European Allstars“ zu nennen. Dieses Trio, das für die aktuelle, zehn Termine umfassende Tour mit Neuburg als zweiter Station, Hazeltine so trefflich unterstützt, ist an diesem Abend freilich tatsächlich genau das. Die beiden Italiener Odorici und Zunino und Reiter aus dem steirischen Graz, hellwach, hoch konzentriert und motiviert, laufen zu ganz großer Form auf und es ist nicht nur eine Freude, diesem David Hazeltine zuzuhören und zuzusehen, sondern auch diesem außergewöhnlichen Trio hinter und neben ihm.