Swing Size + ScatMax & The Uptown Jazzorchestra | 16.07.2005

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

„Swing an der Donau“

Swing an der Donau – da gehört selbstredend eine Big Band auf die Bühne als Flaggschiff der Jazzflotte, die am Stromufer für drei Tage angelegt hat. Mit „Scat Max“ Neissendorfer und dem Uptown Jazz Orchstra hatte man eine Formation verpflichtet, die fast Alles einzulösen vermochte, was man sich von einem solchen musikalischen Kraftpaket nur versprechen kann. Den Abend eingeläutet hatte das Münchener Sextett Swing Size mit herrlich nostalgischen Klängen ganz im Zeichen des Swing der guten alten Zeit.

Die Big Band Ära, jene Zeit, in der Jazz- und Popmusik noch beinah gleichbedeutend waren, bestimmt heute noch das Ideal vieler Jazzfreunde. Nicht zu Unrecht – wenn’s denn nicht zu Scheuklappen führt -, denn die geballte Energie, die 15 Mann über die Rampe fegen können, ist ganz schön ansteckend, knackig, spritzig, schwungvoll. Zugleich verströmt die Big Band auch heute noch diese nonchalante Eleganz, die an große Ballsäle und rauschende Feiern denken lässt, wie es sie in unseren Tagen kaum mehr gibt. Dazu dann „Scat Max“ Neissendorfer: Manchmal könnte man denken, der Stammvater der Familie Sinatra hätte irgendwann einmal in grauer Vorzeit einen Abstecher nach Bayern gemacht und nebst den Genen für eine sonore Baritonstimme auch jede Menge Swing- und Bluesfeeling hinterlassen: „Willow Weep For Me“, „Angeleyes“, „You Make Me Feel So Young“ oder „I Got Rhythm“.

Zuvor hatten Swing Size für eine dezent groovende Swingtime am späten Nachmittag gesorgt. Erinnerungen an Count Basies Kansas Six kamen auf beim „Shoe Shine Boy“, „Soft Vince“ oder „St. Thomas“, letzteres zwar ein moderneres Stück, das aber trotzdem so richtig schön altmodisch klingen kann. Das letzte Wort freilich gehörte nicht dem Count, sondern – wie sich’s in der Hierarchie gehört – dem Duke: „Take The A-Train“. In einem klanglich schön ausbalancierten Line Up aus Schlagzeug (Mike Dennert), Bass (Eric Stevens), Piano (Heinrich Haas), Gitarre (Bernd Hess) und zwei Bläsern – Tony Ketterle an der Trompete und Peter Kral an Saxophon, Flöte und Klarinette – erspielte sich die Band mit entspannter Gute-Laune-Musik rasch die Herzen der Zuhörer. „On the sunny side of the street“ wähnten sich die zumindest akustisch in der leichten Brise am Donauufer.

Abends dann Scat Max und das Uptown Jazz Orchstra: Heiße Bläsersätze, fetzige Soli von ausgesuchten Instrumentalisten, eine rasante Tenor-“Battle“ zwischen Claus Koch und Ulrich Wangenheim, ein kompakter fetter Sound, eine hart swingende Rhythm-Crew und zuweilen solch wunderbare Balladen, wie das von Franz Weyerer geschmeidig intonierte „Embraceable You“. Da machte auch der kurze Gewitterschauer nichts: Die Stimmung blieb so „sunny“, wie sie war bei Swing an der Donau.