Susan Weinert Trio | 20.02.2016

Neuburger Rundschau | Barbara Sagel
 

Besorgt euch Instrumente, macht gemeinsam Musik! Das möchte man allen Paaren zurufen, deren Ehe nicht so gut läuft, wenn man Susan und Martin Weinert auf der Bühne gesehen hat. Die Möglichkeit dazu bestand am Wochenende im Jazzclub Birdland. Sie an der Gitarre, er am Bass, so ist das Musikerehepaar aus dem Saarland schon seit über dreißig Jahren gemeinsam auf Tour. Nun klingt das fast schon ein wenig bieder. Eine solche Konstanz, eine solche Beständigkeit… Kommt da nicht zu viel Routine auf? Aber nein, die Weinerts widerlegen jegliche Klischeevorstellung bereits in den ersten Sekunden ihres Auftritts. Was sich dem Publikum umgehend mitteilt sind ungebrochene, jung gebliebene Freude an der Musik und eine authentische, mitreißend positive Grundstimmung. Hinzu kommt das offensichtliche Vergnügen am Neuen, an der Weiterentwicklung. Mit ihrem Album „Fjord“ aus dem Jahr 2015 haben sich die Weinerts nicht nur selbst ein Geschenk zum 30sten Hochzeitstag gemacht, sie haben auch neues musikalisches Terrain beschritten und nach eigener Aussage das norwegisch geprägte „Element der Ruhe“ für sich entdeckt. Kurzum – weniger Noten pro Stück als in früheren, stärker Jazz bestimmten Kompositionen. Für die Tonschöpfung zeichnet übrigens fast ausschließlich Susan Weinert verantwortlich, deren umfangreicher kreativer Output von Ehemann Martin während des Konzertes unverhohlen gewürdigt wird. Aber die beiden sind nicht alleine nach Neuburg gekommen. Der polnische Saxofonist Andrzej Olejniczak komplettiert das Susan Weinert- oder auchSW W.O.W Trio. An Tenor- und Sopransaxophon bereichert der in Bilbao lebende Hochschuldozent nicht nur das Konzert im Birdland, sondern auch das oben erwähnte Album „Fjord“, aus dem es an diesem Abend so viel zu hören gibt. „Das Windrad“ steht am Anfang des Programms. Eine der zwei existierenden Kompositionen von Martin Weinert, der seine Kreativität sonst wohl eher mit einer großen Fülle an reizvollen Spieltechniken mit und ohne Bogen am Bass auslebt. Sanft singend führt der Kontrabass das melodiehafte Grundmuster ein. Ein Raum entsteht im Raum. Ruhig und beständig dehnen sich weite musikalische Gefilde, auf dem ostinaten Basispattern gleichsam dahinschwebend. Eine meditative Spielwiese für die melodisch-harmonischen, anmutig virtuos ausschweifenden Ausflüge von Susan Weinert an der akustischen Gitarre, durch elektronische Effekte hier und da klanglich erweitert. Andrzej Olejniczak erweist sich von Beginn an als ebenbürtig herausragender Saxofonist in bestem musikalischem Einvernehmen mit Familie Weinert. Viel Luft und ganz dezent angeraute Töne lassen die vollkommen abgerundeten Soli zu ohrenschmeichelnden, immer schlüssigen kleinen musikalischen Erzählungen werden. Einige Titel aus einem früheren Album Susan Weinerts, „Thoughts & Memories“, wirken als lebhafter Gegenpol zu den ruhegeprägten „Fjord“-Stücken. Die swingenden oder latin-inspirierten Nummern beweisen erstens, dass große Instrumentalisten auch ohne Schlagzeug extrem verführerisch grooven können und zweitens, dass manchmal auch viele Töne boppend in kürzester Zeit gespielt ihren besonderen Reiz haben… Ein kleines, beglückendes Erlebnis im Birdland.