Straight Six | 12.09.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Knallvolles Haus zum Saisonauftakt! Das erste Konzert nach der Sommerpause bestritten im Birdland Jazzclub die Kämpen von Straight Six mit hart swingendem Jazz aus der guten alten Zeit. Passgenau eine jener Zeitreisen, die besonders nachhaltig in Erinnerung rufen, warum Jazz so faszinierend ist! Neben der munter-lebendigen Abwechslung ist es wohl auch die Verbindung von Anspruch und Leichtigkeit, virtuosem Ernst und Spaß am Spiel, welche so ansteckend über die Rampe kommt. Wenn Musik sich dann so nah am Ohr der Hörer ereignet, wie dies im Neuburger Jazzeller der Fall ist, kann sich das Herz nur mehr öffnen.

Straight Six, eine Formation aus sechs Granden der Szene, zumeist – auch nach Münteferingscher Lesart -schon deutlich im Rentenalter, dabei young at heart und quicklebendig, straight ahead und fest im Sattel! Angelehnt an die Tradition der klassischen Bebop und Hardbop Sextette der 40er und 50er Jahre lassen sie die Zügel locker und die Musik nur so galoppieren über Stock und Stein. Dass die Gäule nicht durchgehen, sorgt für die durchgängige Hörbarkeit, die den Jazz der frühen Moderne kennzeichnet. Dabei sind sie alle sechs versierte Könner, allen voran Heinz von Hermann, der österreichische Granseigneur am sonor volltönenden Tenorsaxophon und der weich kultivierten Altquerflöte. Gemeinsam mit Joe Gallardo, einem Posaunisten von explosivem Biss, und Dusko Gojkovich, dem im Neuburger Birdland bestens bekannten und geschätzten grandiosen Trompeten-Altmeister aus „Bebop-City“, findet sich eine Frontline von unwiderstehlicher Klasse: „Get happy“ in den „Hours In The Morning Sun“ mit „Pete’s Bits“ und „Sugar“! Die Rhythm-Section mit Jörg Reiter am sprudelnden Bösendorfer, Bruno Castellucci am Schlagzeug und Marc Abrams am Bass sorgt für einen hohen Mitwippfaktor in den uptempo-Stücken und sensible Begleitung in den Balladen, nicht nur bei Hermanns Flötenversion von „You Don’t Know What Love Is“, auch bei Dusko Gojkovichs wunderbar samtiger Darbietung von „Five O’Clock This Morning“. Ganz so spät war’s nicht, aber es ging schon hart auf Mitternacht, als dieser erste Jazzabend des Herbstes sich dem Ende neigte, nicht ohne dass das begeisterte Publikum die eine und andere Zugabe erklatscht hatte.