Ein Sound wie Sahnetorte! Scott Hamilton brachte im Birdland Jazzclub sein Saxophon einmal mehr zu genussreich üppigem Klang. Mehr als nur Ersatz für den erkrankten Red Holloway legte der Meister des Swing im Birdland Jazzclub ein Konzert hin, dass ganz den Geist der guten alten Zeit atmete.
Süffig und opulent – anders lässt sich das Tenorsaxophon Scott Hamiltons kaum beschreiben. Nicht zu Unrecht hieß es bei seinem – in der Zeit des Jazzrock fast anachronistischen – Debüt in den Siebzigern: „Es war, als ob Coleman Hawkins, Ben Webster und Lester Young in einer Person zurückgekommen wären.“ In der Tat, der Mann mit dem mächtigen, opulenten Ton entlockt seinem Instrument schneidige, geschmeidige, smoothe Läufe von derart selbstverständlichem Fluss, dass es klingt wie eine kollektive Reinkarnation der Besten aus den hohen Zeiten des Jazz.
Freilich routiniert und professionell spielte Hamilton im Birdland, viel Zeit zum Üben blieb nicht nach dem unerwarteten Ausfall des eigentlich geplanten Red Holloway. Es spricht für die ungebrochene Begeisterungsfähigkeit Hamiltons, dass er im Verlauf des Konzerts mehr und mehr Leidenschaft entwickelte, aus sich heraus ging und mit sichtlicher Spielfreude den Abend in vollen Zügen sichtlich genoss.
Dazu trug die hohe Musikalität des Birdland-vertrauten Trios Bernhard Pichl am Bösendorfer, Rudi Engel am Bass und Michael Keul am Schlagzeug ihr gut Teil bei. Die drei sind überaus versiert im Umgang mit Solisten verschiedenster Provenienz, gehen auf Hamilton sensibel ein ohne dabei an eigener Musikalität Einbuße zu erleiden. Das ist vielleicht das eigentliche Geheimnis einer exzellenten Rhythm-Section: So viel musikalische Substanz beizutragen, dass es auch ohne den Solisten funktionieren würde. Der ist dann eben für die Sahne obendrauf zuständig.