Rudi Trögl Trio | 28.04.2018

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

An einem kleinen Rundgang durch die Jazzgeschichte ließ der Ingolstädter Gitarrist Rudi Trögl seine Fans im Neuburger Birdland teilhaben, zugleich an seiner eigenen musikalischen Biographie. Die umfasst Bluesrock, Swing, Bebop, Calypso, Blues und den Hardbop der 50er, an deren Ende Rudi Trögl das Licht der Welt erblickte.

Mal als swingender Perlentaucher, mal als hurtiger Saitenhexer zeigte sich der rundum sympathische Trögl im Keller unter der Hofapotheke erneut als versierter, sattelfester und überaus variabler Musiker. Zu seinen großen Vorbildern zählen neben der irischen Bluesrock-Legende Rory Gallagher die sanfteren Jazzgitarren-Heroes Joe Pass und Pat Metheny, nicht zuletzt auch der kantige John Scofield.

Das Programm umfasste wohlbekannte Pretiosen aus dem Great American Songbook wie gleich zu Beginn „Autumn Leaves“ oder später „What A Difference A Day Made“ ebenso wie Bebop-Klassiker mit Charlie Parkers „Yardbird Suite“, funky Hardbop mit Eddie Harris „Cold Duck Time“ oder John Coltranes modernen Blues „Mister P.C.“.
Begleitet wurde Rudi Trögl von dem markant aufspielenden Uli Schiekofer am Bass und dem wendigen Daniel Schmidt am Tenorsaxophon. Schiekofer unterfütterte nicht nur mit starkem voluminösem Sound den Fluss der Solisten, sondern erwies sich mit knackigem, klaren, verlässlichem Spiel auch als Garant für steten Groove. Schmidt zeigte am Saxophon ebenso warme, samtige Balladentauglichkeit wie kraftvoll zupackendes Bluesfeeling. Sein Gesang indes, u.a. bei Cole Porters Klassiker „Night And Day“, hat bei insgesamt bemerkenswerter Intonationssicherheit und beweglicher Phrasierung noch deutlich Luft nach oben.

Ein stahlbesaited akustisches Intermezzo im „unplugged“-Stil widmete Rudi Trögl seiner großen Erweckungs-Inspiration Rory Gallagher, jenem irischen Bluesrocker, der Mitte der 70er nicht zuletzt mit seinen legendären Rockpalast-Auftritten Musikgeschichte schrieb und zum Idol für eine ganze Generation von Gitarristen wurde. Wohl dem, der dem Nachahmungseifer entwächst und zu eigener musikalischer Persönlichkeit heranreift. Eine solche allerdings hat Rudi Trögl nach 35 ganz individuellen Jahren der „Times of Growing“, so der Titel seiner aktuellen CD, wirklich und wahrhaftig zu bieten. Ein starkes Statement musikalischer Reife und Vielseitigkeit.