Ray Andersons’s Organic Quartet | 20.03.2015

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ein Schlüssel zum unglaublich variablen Spiel eines der besten Posaunisten, die der Jazz bis dato gesehen hat: „Child’s Eyes“! Ray Anderson erklärt zu dieser äußerst sensiblen Ballade: „Kinderaugen sind noch ohne Vorurteile. Sie haben noch nichts ausgeschlossen, sind unvoreingenommen, neugierig und offen.“

Wie mit großen Kinderaugen scheint auch Ray Anderson in die Welt der Musik zu blicken. Seine völlig unbefangene Offenheit reicht von Bach bis New Orleans, vom Choral bis nach Downtown. Sein Orgelquartett vereint Stile, Ideen, Sounds und Grooves zu einem Elixier der Lebensgeister.

„At Home in the Muddy Water“ atmet die Musik des Quartetts den Blues des Südens und führt ihn zu funky Riffs, griffigen Grooves und quicklebendigen Intermezzi der Solisten.

Die Growls und Slides von Andersons Posaune sprechen eine unmittelbare, blumige, lebensnahe Sprache, nicht allein wenn es darum geht, dass die „Microwave Women“ einfach nicht kochen mag, was ihm schmeckt. Das und mehr bringt Ray Anderson mitunter auch stimmgewaltig und zuweilen schräg-skurril rüber in einer Mischung aus Gesang, Scat, Slam-Poetry und Sprechtheater.

Gary Versace lässt die Orgel zwischen spacigen Klängen, flüssigem Drive und rauchenden Stürmen wechseln, Steve Salerno die Gitarre zwischen Jazz und Rock changieren, Tommy Campbell das Schlagzeug pulsieren in allen nur denkbaren Metren und Grooves, zum Teil unter quiekender Zuhilfenahme von Gummischweinchen und -enten.

Neben höchster Musikalität gehören eben auch Humor und sogar ein Schuss Verrücktheit dazu, denn die „Instigations“ des Ray Anderson zum Umdenken anstiften oder der „Monkey Talk“ die unbefangene Neugier zelebriert. Musik für weit offene Ohren!