Ralph Towner & Paolo Fresu | 12.12.2009

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Der kammermusikalische Jazz scheint in jüngster Zeit eine wahre Renaissance zu erleben.
Nachdem erst kürzlich mit dem Pianisten Jean-Marie Machado und dem Saxophonisten Andy Sheppard schon ein großartiges Duo gastierte, kam nun mit Ralph Towner an der Gitarre und Paolo Fresu an Flügelhorn und Trompete ein weiteres der absoluten Spitzenklasse in den Birdland Jazz Club.
Beide Duos sind Gleichgesinnte im Geiste, die Klassik und Jazz auf geniale Weise zu verbinden wissen.

Das Programm an diesem Abend bestand überweigend aus von Towner komponierten Stücken der aktuellen CD des Duos. Hinzu kamen noch einige freie Improvisationen und ein Stück von Miles Davis.
Schon mit den ersten beiden Titeln „Punta Giara“ und „Wishful Thinking“ zauberten die beiden Prodagonisten unglaublich dichte, spärische Klänge in den Jazzkeller, denen das Publikum fast andächtig lauschte. Und sofort war auch zu erkennen, daß Towner nicht nur ein großartiger Gitarrist, sondern auch ein ebensolcher Komponist ist und einer der wenigen, der die Klassik (er spielt ja auch auf einer Konzertgitarre) und Jazz gleichermaßen beherrscht. Sein intensives lyrisches, mit feinsten Schattierungen versehenes Gitarrenspiel harmoniert perfekt mit dem ablosut klaren, reinen, und ohne viel Vibrato gespielten Flügelhorn des aus Sardinien stammenden Fresu. Daß die beiden absolut gleichberechtigt sind, versteht sich bei Ihnen von selbst. Sie stehen ständig in Dialog und vertrauen einander.
In „Doubled Up“ und „Summer’s End“, zwei weiteren Eigenkompositionen von Towner, wird es eine Spur rhythmischer, auch Bossa-Töne sind zu hören. Wäre da im ersten Teil noch der wunderbar         interprtierte Klassiker „Blue In Green“ von Miles Davis.
Freie Improvistion, eine am Anfang des zweiten Teils und zwei weitere in der Zugabe, rahmen sozusagen  die restlichen Eigenkompositionen von Towner ein. Vor allem bei diesen Improvisationen setzt
Fresu auch hin und wieder äußerst dezent und nuancenreich Elektronik ein. So erzeugt er durch kräftige kurze ins Flügelhorn gepresste Luftstöße Samples, die dann kurzzeitig als Begleitung dienen.
Ist „Zephyr“  schon ziemlich meditativ, so wird es in „Secret Place“ fast sakral. Hier kommen mit der mit Dämpfer gespielten Trompete von Fresu zusätliche Klangnuancen mit ins Spiel.
Und schließlich war auch noch „Charoscuro“, das Titelstück des aktuellen Albums zu hören, dessen wunderbares Thema im Walzer/Bossa-Rhythmus sich rasch in die Gehörgänge einprägt.

Ralph Towner und Paolo Fresu eröffneten dem begeistereten Publikum an diesem Abend neue Dimensionen und entführten es an einen wahrlich betörenden „Secret Place“, dessen Tongemälde noch sehr lange in Erinnerung bleiben werden.