Ralph Towner – Javier Girotto Duo | 10.03.2017

Donaukurier | Karl Leitner
 

Duo-Konzerte mit zwei gleichberechtigten Musikern sind immer etwas ganz Besonderes. Zwei Individuen tun sich zusammen, legen einen Teil ihrer künstlerischen Eigenständigkeit in die Hände des jeweiligen Partners, teilen sich die Verantwortung, um musikalische Augenblicke zu schaffen, die einer alleine nicht schaffen könnte. Wenn zwei sich finden und verstehen, sich blind vertrauen, für knappe zwei Stunden eine gemeinsame Wellenlänge für sich entdecken, dann können Duo-Kon-zerte zu unvergesslichen Erlebnissen werden. Für die Musiker und für die Zuhörer.

Ralph Towner, der Ausnahmegitarrist, und der Argentinier Javier Garotto mit seinem Sopransaxofon machen diesen Abend im Neuburger Birdland zu einem dieser ganz besonderen Konzerte, weil sie, ohne ihre Individualität zu verraten, zu einer Einheit verschmelzen, sich den ganzen Abend über gegenseitig befruchten, weil einer den anderen inspiriert, begleitet, beschützend an die Hand nimmt oder zu Höhenflügen anspornt. Niemals arbeitet einer gegen den anderen, immer haben sie das gemeinsame Ziel im Blick.

Towner verfügt über immense Duo-erfahrung. Seine Projekte mit Keith Jarrett, Gary Burton, John Abercrombie, Peter Erskine und Gary Peacock genießen legendären Ruf. Der Mann weiß also genau, was er tun muss, damit die Chemie stimmt. Man spürt das beim Birdland-Konzert, ebenso wie auch seine weltmusikalischen Wurzeln aus der Zeit mit Oregon durchschimmern und ab und zu wehen sogar Anleihen aus der Welt der Klassiker herüber, was aber auch nicht unbedingt verwundert, wenn man bedenkt, dass Towner auch mehrmals für große Sinfonieorchester komponiert hat.

Filigrane Technik, liebliche Melodien mit hingezauberten Flageoletts, pastellene Harmonien bei gleichzeitiger kompositorischen Dramatik, perlende, mit dezentem Hall unterlegte Läufe beider Musikaer machen die Stücke des Abends zu funkelnden Preziosen. „On The Rise“, das wunderschöne „As She Sleeps“, das fröhliche „Chiarroscuro“ oder das vor Lebensfreude fast überschäumende „If“ sind Stücke, die die Seele berühren, eben weil sie nicht kopflastig sind. Man darf, aber man muss sie nicht begreifen, sie sind da, um erspürt, erfühlt zu werden.

Weil Towner bei aller Eigenständigkeit aber nicht isoliert in der der Welt des Jazz steht, verbeugt er sich mit „My Foolish Heart“ ganz tief vor Bill Evans und mit „Blue As In Bley“ vor Paul Bley, vor zwei Pianisten also, deren Spielweise er quasi auf seine Gitarre übertragen hat. Und weil im Birdland dieser herrliche Bösendorfer greifbar ist, lässt es sich der Meistergitarrist nicht nehmen, sich sogar für zwei Stücke an den Flügel zu setzen. Wie gesagt: ein ganz besonderes Konzert.