Ralph Towner – Gary Peacock | 14.01.2000

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ein akustisches Duo der Superklasse konnte mit Ralph Towner und Gary Peacock im Neuburger Jazzclub bestaunt werden. Zwei Großmeister und Erzindividualisten, die sich zusammengetan haben, um musikalisches Neuland zu erkunden, fanden im ausverkauften Birdland ein begeistertes Publikum.

Ralph Towner und Gary Peacock: jeder der beiden Namen für sich läßt den Fan in Ehrfurcht erstarren, schraubt die Erwartungen hoch, verspricht höchsten musikalischen Genuß. Und es wurde ein besonderer Abend selbst für das verwöhnte Neuburger Jazzpublikum. Wie die beiden die Struktur ihrer Themen erkunden, sich in sie hineintasten, sich einlassen auf eine Reise in unbekannte Gefilde akustischer Möglichkeiten, wie sie dabei tiefe dialogische Dynamik entwickeln, das sucht seinesgleichen. Dabei gehen sie nicht die breiten ausgetretenen Strassen des Mainstream, sondern bewegen sich auf schmalen Pfaden jenseits aller geschmäcklerischen Versuchungen: ineinander verflochtene, verschlungene Linien, die sich gegenseitig fundieren, stützen und begleiten, um einander nur zu um so intensiverer Freiheit zu entlassen hinein in je ganz eigenständig zu erlauschende Melodiebögen. In sich gekehrt wirken die beiden Akteure, meist ernst und empfindsam, dann wieder mit Humor und in stiller Heiterkeit.

Gary Peacock entwickelt mit eher trockenem Sound eine kontrastreiche Dynamik. Er ist seit Jahrzehnten einer der profiliertesten Bassisten des Jazz. Seine Sonderstellung wird jedem klar, der ihn beobachtet, wie er den Melodien in seinem Inneren nachspürt, sie behutsam formt und mit sanfter Energie entläßt. Solche Musik ist zeitlos schön, beseelt und von innerer Größe.

Ralph Towner erschließt auf der akustischen Gitarre eine faszinierend homogene Fülle an Klängen, Melodien und Rhythmen von sensibler Konsequenz. Unter dem Einsatz einer perfekten Flagolettechnik macht er darauf aufmerksam, wie sehr Musik auch vom nicht bewußt Gehörten lebt, ent-deckt die Mehrdimensionalität des msuikalischen Geschehens in fast schon metaphysischer Durchdringung.

Ralph Towner und Gary Peacock: ein Duo von zeitloser Qualität.