Pure Desmond | 29.03.2019

Neuburger Rundschau | Julia Abspacher
 

Den Bandnamen Pure Desmond tragen, sich ganz dem Stil des großartigen Saxophonisten Paul Desmond verschreiben – und dann dessen wohl berühmteste Komposition „Take Five“ nicht spielen. Das muss man sich erst einmal trauen. Doch die vier Jazzer, die am vergangenen Freitagabend auf der Bühne des Birdland stehen, die trauen es sich, und das zu Recht. Denn es braucht ihn gar nicht, diesen Evergreen, um dem Konzert Qualität zu verleihen. Dafür sorgt Pure Desmond schon selbst, mit einfach gutem Jazz, handwerklicher Präzision und mit Bandleader Lorenz Hargassner mit einem Altsaxophonisten, der sein Instrument facettenreich, zart und luftig erklingen und fast singen lässt.

Zusätzlich zum Saxophon finden sich Gitarre (Johann Weiß), Bass (Christian Flohr) und Drums (Sebastian Deufel) im Aufgebot von Pure Desmond. Neben Kompositionen und Arrangements des Paul Desmond- und Dave Brubeck-Qurtets, als dessen Saxophonist Paul Desmond legendär wurde, haben die vier Musiker aus verschiedenen Ecken der Bundesrepublik auch Eigenkreationen mit ins Neuburger Birdland gebracht. Immer orientieren sie sich dabei aber am Klang und Stil Desmonds, sind von der Richtung eher Mainstream als Modern. Das Saxophon steht, trotz starker Konkurrenz von Weiß an der interessanten und ansprechenden Gitarre, immer im Mittelpunkt. Alles ist strukturiert, wenn sich doch einer mal zu Soli hinreißen lässt, wird er nach angemessener Zeit wieder vom umschmeichelnden Spiel der Gruppe eingefangen. Und auch wenn es mal lauter und rasanter wird, scheint das Saxophon stets in einer eigenen Sphäre über dem Sturm der Musik zu schweben.

Das aktuelle Album – „Audrey“ – der Kombo stellt Sehnsucht als zentrales Motiv der Musik in den Mittelpunkt, orientiert es sich doch an einer Schwärmerei Desmonds für Audrey Hepburn, die beide zeitgleich eine Weile am Broadway beschäftigt waren, sich aber dennoch nie ganz getroffen haben. Neben Eigenkompositionen wie „Ondine on 46th Strett“ und „Go Lightly“ darf da natürlich auch „Audrey“ von Desmond selbst nicht fehlen. Und mit einem kleinen Augenzwinkern verwöhnt Pure Desmond die Zuhörer mit „Take Ten“, das von Drive und Basssektion her stark an seinen berühmteren Bruder erinnert, allerdings mit einer anderen Saxophonspur aufwartet. Und so ist es in letzter Konsequenz gar nicht nötig, „Take Five“ zu hören. Obwohl es dem Konzert dieser hochkarätigen Musiker am ersten lauen Frühlingsabend des Jahres sicherlich das Sahnehäubchen aufgesetzt hätte.