Polziehn – Kagerer – Petrocca Trio | 18.04.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Piano, Gitarre, Kontrabass, ein sehr kammermusikalisches Setting, sublim, schimmernd, samtig elegant, eng ineinander verzahnt und doch überaus transparent, mal verträumt, mal funkenschlagend. Olaf Polziehn, Helmut Kagerer und Davide Petrocca gaben mit ihrem „Tribute Oscar Peterson“ eine überaus markante Visitenkarte eigener musikalischer Klasse ab.

„Man kann das ja nicht nachmachen, das wäre ja völlig idiotisch!“ Wie also eine Hommage an Oscar Peterson konzipieren, den kanadischen Pianisten, der über Jahrzehnte wie kein anderer den Mainstream Jazz geprägt hat? Wie den spirit eines der brillantesten Pianisten aller Zeiten in den Neuburger Jazzkeller holen und auf jenen Bösendorfer übertragen, den der Meister selbst seinerzeit höchstselbst erwählen half? Aus eigenen Stücken, am besten auch mit eigenen Stücken den großen Namen ehren und die gute alte Zeit, z.B. mit „Troy’s Bag“, einem differenzierten Kleinod aus Polziehns Feder, das alles Zeug zum Klassiker hat! Indem man einfach gute Musik macht, Feeling entwickelt und vermittelt, nicht nachahmt, sondern nachspürt, die Glut entfacht, das eigene Feuer schürt und so ein atemloses Publikum mitnimmt auf einen Trip in wunderbare Musik, entschwebt wie in Astor Piazollas „Invierno Porteno“! Natürlich sollen auch die Funken sprühen, mit dem „Limehouse Blues“ und dem „Jitterbug Waltz“, nicht zuletzt mit Oscar Pettifords Bebop-Knaller „Tricotism“. Da zeigt sich Olaf Polziehn als risikobereiter d’Artagnan der 88 Tasten, abenteuerlustig und oft denkbar auf der Kippe, dabei traumhaft sicher. Mit dem Groovegaranten und solistischen Hummelflieger Davide Petrocca hat er einen der versiertesten europäischen Bassisten an der Seite. Helmut Kagerer steht dem nicht nach, swingt sich hellwach durchs Up-Tempo. Wie er sich anschließend durch das Intro von Duke Ellingtons „Prelude to a Kiss“ träumt, das kann nur er, kein anderer Gitarrist der Gegenwart! Dann noch so ein sublim ineinander verschlungenes Stück wie der Rodgers/Hammerstein-Klassiker „It Might as Well Be Spring“, bevor zum Schluss wieder die Funken fliegen in einen offenen Jazzhimmel. Lebendige Erinnerung an Oscar Peterson? Ja, so geht das! Mit jeder Menge Eigenständigkeit!