Philippe Loli – Leo Giannola „Mediterranean Guitar Duo“ | 28.10.2017

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Klassische Gitarren führen im Jazz ein Nischendasein. Gäbe es da nicht Charlie Byrd als wohl bekanntesten Vertreter auf diesem Instrument, dann müsste man schon genau darüber nachdenken von wem die Nylonsaitengitarre überhaupt im westlich geprägten Jazz gespielt wird. Der Anschlag mit den Fingern und ein relativ breites Griffbrett gehört ohne Zweifel zu den anspruchsvollsten Arten auf einer Gitarre zu musizieren. Vergangenen Samstag konnte man im Birdland Jazzclub in den Genuss von gleichzeitig zwei dieser vollendeten Klangkörper kommen.

Philippe Loli und Leo Giannola, der mit klassischer Gitarrenmusik bekannt gewordene Monegasse und der jazziger orientierte Italiener, verkörperten als Mediterranean Guitar Duo mit ihrer unaufdringlichen Spielweise und einer folkloristischen Note die Unbeschwertheit der Mittelmeerländer. Lolis kraftvoller Gitarrenklang und Giannolas filigrane Plektrumspielweise verschmolzen zur perfekten Einheit.

Das Repertoire war breit gefächert vom französischen Musettewalzer über Gypsy Swing und spanischen Canciones, hin zu freilich nicht mehr mediterranen Tänzen wie Tango, Rumba und Bossa Nova. Als Opener streichelten die beiden Seelenschmeichler die Gemüter mit dem Bossa de Janeiro, der so locker und entspannt daherkam als würde man am Morgen barfuß über den Sand der Copacabana traumwandeln und die ersten wärmenden Sonnenstrahlen in sich aufsaugen.

Zu diesem Stil passt das Instrument perfekt. Es waren vor allem brasilianische Virtuosen wie Baden Powell oder Gilberto Gil die der klassischen Gitarre in den 60er Jahren den Weg in die moderne und populäre Musik ebneten und der in jenem Hochgenuss gipfelte den auch Loli und Giannola mit den Gästen in Neuburg im ausverkauften Haus teilen wollten. Das ist ihnen auch vortrefflich gelungen.