Olaf Kübler Quartet | 14.09.2002

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Was hat er nicht alles versucht, was hat er nicht alles gemacht! Auf die Überholspur hat er’s jedoch nie so recht geschafft, auf der etliche ehemalige Weggefährten locker davongezogen sind: Klaus Doldinger, Udo Lindenberg, Marius Müller-Westernhagen oder „Pater Muffel“, die ihm allesamt in ihren frühen Karrierephasen Einiges zu verdanken haben. Aber Olaf Kübler war sein eigener Kopf eben doch immer wichtiger als die Regeln des Business.

Lieber hat er das Leben von der Breitseite genossen, lag oft genug „voll daneben“, wie der Titel seiner Autobiographie lautet. In einer illustren Laufbahn, die einem reichlich exzessiven Promilleweg zwischen Jazz, Krautrock und Randale gleicht, hat er sich über die Jahre hin erstaunlich gut gehalten. Nun also erlebt er die Tage, die seinerzeit die Fab 4 – nein, mit denen hat er nicht gespielt – in weiter Ferne wähnten. „When I’m Sixty-four“ heißt sein jüngstes Werk, eine CD, die dahin zurückkehrt, wo Olaf Kübler seine Roots hat: zum Jazz und zum Blues, erdig, unmittelbar und unverkopft, mit liedhaften Themen und überschaubaren Riffs. Da steht er locker ohne Hocker auf der Bühne des Birdland Jazzclubs und bläst honky in sein Horn mit beachtlich bauchigem Sound, der seine Heimat irgendwo zwischen dem Soul von Hank Crawford und der Kantigkeit des großen Vorbilds Sonny Rollins findet: Dessen „Living In The Yard“, der eigene „Daughters Waltz“ oder der „Blues For Nothing“ sowie so mancher Standard – „Für die Verliebten: My Foolish Heart“ – erklingen in frischer und publikumswirksamer Geradlinigkeit. Das Christoph Spendel Trio gibt dabei weit mehr ab als eine bloße Begleitcombo. Vor allem Spendel selbst am Piano hat einen guten Tag erwischt. Mit Esprit und Spielfluss umgarnt er das Saxophon des Leaders, duelliert sich mit dessen Linien, findet zu engagiertem Statement und erzählt die eigenen Geschichten. André Nendza am Bass und Benno Sattler am Schlagzeug überzeugen mit gefühlvoller Basisarbeit und trocken gesetzter Time. Kübler macht das Ganze offenbar so richtig Spaß. Wer weiß, vielleicht hat sein zwischen Größenwahn und Bauchlandung leicht schlingernder Lebensweg ja jetzt in die richtige Bahn gefunden. Wie heißt es so schön? „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an …“ Nix da also mit melancholischen „Autumn Leaves“: Olaf Kübler ist eigentlich erst in der embryonalen Phase.