Monty Alexander Trio | 13.03.2004

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ein Feuerwerk der Phantasie von nahezu dionysischer Pracht und süffiger Virtuosität brannte im Keller unter der Hofapotheke. Monty Alexander hatte zur Art of Piano geladen. Der sympathische Amerikaner aus Jamaika sprühte nur so vor Spielwitz, Ideenreichtum, Rhythmen, Melodien, Drive und Optimismus.

„Musik ist dazu da, uns glücklicher zu machen.“ Die Devise des Entertainers am Piano, dessen perlend swingendes Klavierspiel seinerzeit schon Frank Sinatra zu begeisterten Kommentaren Anlass gab, ist durchaus gepaart mit künstlerischem Anspruch. Bei aller Leichtigkeit, bei allem Charme und Esprit, bei aller Lebensfreude gleitet Monty Alexander nie ab in Unverbindliches. Die Leichtigkeit ist das Resultat jahrelanger Erfahrung und Mühe, sie wird dadurch um so glaubwürdiger. Der weltweit anerkannte Pianist, der auf seiner derzeitigen Europatournee ein einziges Konzert in Deutschland gibt – eben das in Neuburg –, liebt relativ einfache Melodien, verfügt jedoch über einen schier unerschöpflichen Schatz an pianistischen Möglichkeiten, diese improvisatorisch zu erschließen, mit jeder Menge kleiner Zitate zu kommentieren, mit ihnen zu spielen, sie funkeln zu lassen wie Sternschnuppen am karibischen Nachthimmel. Songs oder Themen sind dabei relativ egal, sie dienen allenfalls als Abflugbasen für weiträumige Rundflüge durch das Reich des klassischen Pianotrio-Jazz, wie er von Nat „King“ Cole oder Errol Garner begründet wurde. Aus zwei Quellen schöpft der Spielwitz von Monty Alexander: Jamaika und Jazz. Die vitale Vielfalt der karibischen Rhythmen verbindet sich mit der eleganten Sophistication erhabener Triokultur. Letztere wird mitgetragen durch Frits Landesbergen, den holländischen Schlagzeuger, dessen Wiege genauso gut in der Karibik hätte stehen können, und Hassan J.J. Higgins, dessen seidenweich walkende Basslinien Groove und Rückhalt zugleich bedeuten. Im Mittelpunkt steht jedoch zumeist der Meister selbst. Das Piano sei ein ganzes Orchester, meint Monty Alexander, und so spielt er auch, entlockt dem Bösendorfer orchestrale Fülle, variable Klangfarben und nuancierte Dynamik in fein ausbalancierter Zuordnung der Stimmen. Die Partitur fließt dabei förmlich aus dem Augenblick heraus in unablässigem Strom der Phantasie in die Hände des begnadeten Pianisten, reich ornamentiert und von barocker Üppigkeit, hoffnungsvoll und reich gesegnet mit Humor.