Medusa Beats | 08.12.2017

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Von wegen Monster! Kein Gorgonenhaupt, kein Schreckgespenst mit Schlangenhaaren weit und breit, dagegen eine hochkonzentriere Mischung aus Jazz und Avantgarde gab’s bei den „Medusa Beats“ des Trios von Jonas Burgwinkel im Neuburger Jazzclub zu bestaunen. Dass bei der „Art of Piano“ der Schlagzeuger Regie führt, ist ja nun nichts Neues, schon gar nicht im Birdland, wo immer wieder ausgezeichnete Drummer mit ihrem Pianotrio gastieren. Jonas Burgwinkel, einer der meistbeachteten Newcomer der letzten Jahre an seinem Instrument, vielfach preisgekrönt und seit sechs Jahren Professor für Jazz-Schlagzeug an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz, hatte zwei ausgesuchte Kollegen an die Donau mitgebracht. Petter Eldh am Kontrabass nutzte sein Instrument ebenso wie der Drummer als Werkzeug musikalischer Emanziption, wechselte organisch zwischen Begleitung und Hauptrolle, Hintergrund und Frontline, dienlichem Interplay und deutlicher Präsenz mit selbstbewussten, griffigen, kantigen, aber vollen Tönen und offensiver Beweglichkeit. Benoit Delbeecq am Piano stand dem nicht nach, streichelte den – bisweilen präparierten – Flügel in sanfter Behutsamkeit und gab ihm die Sporen zu wildem Ritt. Eigens aus Paris angereist zeigte sich der Pianist zwischen sanftem Gang durch impressionistische Klanglandschaften und ungestümem Galopp über Stock und Stein in glänzender Spiellaune. Jonas Burgwinkel schließlich bestach durch einfühlsame Ästhetik, ein untrügliches Gespür für die Melodiefähigkeit des Schlagzeugs, perkussive Nebenklänge, wirkungsvolle Effekte sowie detailreiche, phantasievolle und vielgestaltige Rhythmen. Ein aufregendes Konzert, indes mit einem kleinen Manko: Bei aller musikalischen Ideenfülle, individuellen Spielfertigkeit und interaktiven Intelligenz des Trios wirkte die Musik zuweilen ein wenig verkopft und ohne die rechte innere Bindung, ganz im Sinne der alten Frage: Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht?