Max Kienastl Quartet | 18.09.1998

Donaukurier | Reinhard Köchl
 

Es muß nicht immer Kaviar sein. Auch mit weitgehend nährstoffarmen Fastfood-Häppchen kann man im Neuburger „Birdland“-Keller hin und wieder einen ganzen Abend bestreiten. Denn Auftritte wie die des Violinisten und Multinstrumentalisten Max Kienastl gehören nun mal ebenso auf die Menükarte eines Jazzclubs, wie die sogenannten schweren Brocken – schon allein, um dem geschätzten Publikum eine zeitweilige Lockerung des Klammergriffs dieser vermeintlich kopflastigen Musik zu gestatten.

Kienastl steht für „Light-Jazz“, problemlos konsumierbar, handwerklich perfekt dargereicht, ohne jedwede Ecken oder Kanten. Mit dem Charme einer Wiener Kaffeehauskapelle servierte dessen Quartett ein knallbuntes Potpourri aus wohlklingenden Jazznummern („Hush-A-Bye“ oder „Sweet Georgia Brown“), während der Bandleader, im Hauptberuf erster Geiger der Bamberger Symphoniker, beflissen Vielseitigkeit demonstrierte. Der stete Wechsel zu Vibraphon und Ventilposaune erhellte jedoch weniger dessen zweifellos vorhandene enorme Musikalität, als vielmehr eine gewisse konzeptionelle Ratlosigkeit.

Rollend, walzernd, schwofend erklang so ziemlich alles, was die Notenküche für einen flotten Pichelsteiner hergibt: Beatles-Songs, „Play Bach“ oder Versatzstücke aus „Carmen“ sowie die unvermeidliche Csardas-Folklore. Daß Max Kienastl trotz seines feinen Strichs und seiner farbigen Eleganz dabei keinen Klischee-Fettnapf ausließ, die traditionellen Zigeunerweisen unträglich süßlich-larmoyant verkleisterte und „Die Moldau“ ohne jeglichen Esprit verfremdete, störte wohl nur solche Besucher, die tatsächlich ein Jazzkonzert erwartet hatten.

Denen gab zumindest Pianist Uwe Thiem hin und wieder mit seinen in dieser Umgebung fast schon abstrakt anmutenden Improvisationen Nahrung. Der Rest der Gruppe (Drummer Werner Treiber und Bassist Manfred Hartlieb) mochte oder konnte sich nur schwerlich in Szene setzen. Das Diktat des „Easy-Listening“ stand ihnen beinahe drohend im Weg.