Martin Taylor – Sandro Roy Project | 07.03.2025

Donaukurier | Karl Leitner
 

Vom Alter her könnten sie Vater und Sohn sein. Martin Taylor, Jahrgang 1956, der große schottische Jazzgitarrist, der 13 Alben mit dem le­gendären Stéphane Grapelli eingespielt hat, drei mit Yehudi Menuhin, neun mit Bill Wyman von den Rolling Stones und 34 unter eigenem Namen, und der gerade mal 28-jährige Augsburger Sandro Roy, der Shooting Star des Gypsy Swing an der Violine, der bereits heute das verkör­pert, was man landläufig einen „Teufels­geiger“ nennt.

Wenn zwei Künstler aus unterschiedli­chen Generationen sich – wie beim Konzert im Birdland Jazzclub in Neu­burg geschehen – zu einem Projekt zu­sammentun, ist es nicht schlecht, wenn sie dies auf der Basis eines gemeinsamen Nenners tun können. Der besteht in die­sem Fall aus Django Reinhardt, Stépha­ne Grapelli und dem Erbe des Quintette du Hot Club de France, aber auch dem Drang beider, sich darauf nicht zu be­schränken, das Repertoire vielmehr zu öffnen für andere Spielformen des Jazz, für amerikanischen Mainstream, la­teinamerikanische Rhythmen und Film­melodien aus der Hochzeit Hollywoods und Komponisten wie George Gershwin und Henri Mancini. Die beiden haben sich mit Stefan Rey, den manch einer im fast ausverkauften Club unter der ehema­ligen Hofapotheke wohl noch von der WDR-Big Band her kennt, für ihr Pro­ject einen Bassisten an Land gezogen, der im Laufe des Abends neben den bei­den Virtuosen an der Gitarre und an der Geige selber zu einem wird. Seine solis­tischen Beiträge sind geradezu gespickt mit absolut überzeugend in den Flow eingebauten Tricks und Kunststücken und eine der beiden großen Überra­schungen des Abends.

Die andere ist, wie gut Taylor und Roy harmonieren, kommunizieren, aufeinan­der eingehen. Dahinter stecken auf bei­den Seiten Einfühlungsvermögen und Wertschätzung und jeder der drei Musi­ker weiß mit Sicherheit, welch tolle Kol­legen er an seiner Seite hat. Taylor als der ältere hat bei den Solostücken den Vortritt. Seine Griff- und Anschlagtech­nik sind famos und vermutlich ebenso einzigartig wie sein Gespür für die je­weils ausgewählte Komposition. Seine Interpretationen von Gershwin’s „You Can’t Take That Away From Me“, sein eigenes „Chez Fernand“ über ein Restau­rant in Paris und Jermaine Landsberger’s „Waltz Manouche“ verraten den extrem sauber spielenden Ästheten, den Balla­den-Spezialisten und den Liebhaber de­zenter aber doch so ungemein eindringli­cher Grooves, der jeden einzelnen Ton exakt platziert, einen Musiker mit fili­graner Brillanz und superber Eleganz. Da geht Sandro Roy mit jugendlicher Energie durchaus forscher zu Werke, schraubt sich geradezu in seine Soli hin­ein. Irgendwelche Barrieren gibt es für einen brillanten Techniker wie ihn nicht und wenn er eines seiner Soli mit einer dieser feurigen Schlussfiguren ab­schließt, die für ihn typisch sind, fällt auch der Applaus dementsprechend aus.

Dennoch, einer allein ohne die beiden anderen wäre zwar prinzipiell sicherlich möglich, an diesem Abend aber steht das gemeinsame „Project“ im Mittelpunkt, das Miteinander dreier Musiker die jeder für sich großartig sind, gemeinsam je­doch unschlagbar. Stéphane Grapelli, dessen Foto unweit der Bühne an der Wand hängt, wäre sicherlich begeistert gewesen.