Martin Taylor Quartet | 19.09.2009

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Ein schottischer Gitarrist zaubert mit seinem Quartett mediterranes Feeling in den Jazzclub und nimmt uns mit auf eine Reise in die wohlige Wärme des Südens, wo der Sommer nie zu Ende zu gehen scheint.
Und die Wärme und Klarheit der Töne, die wunderschönen Harmonien, die präzise und klar strukturierten Soli, die Taylor mit scheinbar müheloser Leichtigkeit seiner Gitarre entlockt, nehmen den Zuhörer von Anfang an gefangen. Jermaine Landsberger am Piano ist ein kongenialer und einfallsreicher Partner für Taylor. Die beiden stehen ständig im Dialog miteinender und werfen sich die Bälle zu; Melodieführung und Begleitung wechseln hin und her. Kommunikation wird großgeschrieben, und obwohl natürlich Taylor die Führungsrolle obliegt, ist auch die Rhythmussektion mit Davide Petrocca am Bass und Sebastion Dekron (sie sind ja nun auch nicht gerade Leichtgewichte) gleichberechtigt und trägt zum harmonischen und stimmigen Gesamtklang bei.

Das musikalische Programm ist äußerst abwechslungsreich und kurzweilig. Bei „Chez Fernand“ fühlt man sich in ein französisches Bistro versetzt. In Abwandlung an einen bekannten Song von Sting könnte man auch sagen ‚A Scotsman in Marsaille“. Einer der schönsten Titel ist Taylors Eigenkomposition „True“. Wiewohl die Augen meist gebannt auf die flinken Finger von Taylor blicken, sollte man bei diesem Stück einmal bewusst die Augen schließen, was die Intensität der Musik noch weiter steigert; Gänsehaut pur.
Natürlich swingt es bei dieser Gypsey Journey auch immer wieder kräftig und auch der Humor kommt nicht zu kurz; so zum Beispiel bei Landsbergers „Hommage To Django“ oder bei „Niglo Swing“ und „Typsy Gypsy“.
Nach der Pause lauscht das Publikum dann fast andächtig drei Solostücken von Taylor; eines der Stücke heißt auch folgerichtig „Hymn á l’amour“. Nach dem eher poppigen „Don’t Know Why“,
(auch bekannt durch Norah Jones), gibt es zum Ende noch den temporeichen „Limehouse Blues“

Als Zugabe folgen schließlich zwei Klassiker. „Nuages“ von Django Reinhardt hat man zwar schon unzählige Male gehört; bei Taylor klingt das Stück durch dessen feinfühlige und respektvolle Herangehensweise und Interpretation jedoch frisch und unverbraucht. Und nach Charlie Parkers „ Billie’s Bounce“ ist dann leider endgültig Schluss.
-Warnhinweis: Diese Musik kann süchtig machen!-
fröhlich und doch anspruchsvoll.