Mallets & Friends „The Lady Sings The Swing“ | 22.02.2020

Neuburger Rundschau | Julia Abspacher
 

Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah: Im Neuburger Birdland gastieren nicht selten Musiker von Weltrang, die aus allen Ecken des Globus her angereist kommen. Dass aber auch die Jazzer aus der Region sich durchaus nicht zu verstecken brauchen, bewiesen Mallets & Friends am Samstagabend im Hofapothekenkeller. Die fünfköpfige Combo um Bandleader und Vibrafonist Bernhard Reitberger tritt seit über zehn Jahren gemeinsam auf, wechselnde Gastmusiker und Besetzungen sorgen aber immer wieder für neuen Klang und neue Schwerpunkte. Dieses Mal hatten Mallets & Friends, wie schon 2018, ihr Programm „The Lady Sings The Swing“ im Gepäck. Titelgebende Lady war erneut Sängerin Angelina Siegert, unterstützt wurde sie neben Reitberger von Christoph Zoelch am Saxophon, Uli Schiekofer am Bass und Jim Holzhauser an den Drums.

Anders als der Name vermuten lässt, gab es aber nicht nur Swing zu hören, hier und da mischte sich auch Blues oder gar ein Mambo in den Abend. Größtenteils blieb die Formation aber im Great American Songbook und gemäßigten modernen Variationen verhaftet, zu Irving Berlin und Hoagy Carmichael gesellten sich John Lewis und Diana Krall. Quer über alle Genres hinweg bieten die fünf Musiker einen überbordenden, vollen, facettenreichen Klang, was wenig verwunderlich ist – sind mit Gesang, Saxophon und Vibrafon doch drei Akteure zu finden, die jeder für sich mühelos in der Lage sind, die Show zu stehlen.

Vor allem Siegert sticht heraus, sie kitzelt auch aus den oft gehörten Standards noch neue Nuancen hervor. Mal ist ihre Stimme glasklar, dabei aber nie schneidend, sondern immer kontrolliert und hier und da mit einkalkulierten Brüchen, mal ist sie samtig und verschmilzt mit dem Sound der Instrumente zu einem harmonischen Ganzen. Auch lautmalerische Elemente des Modern Jazz Gesang liegen ihr, in „Popsicle Toes“ etwa verspinnen sich die Vocals mit dem Saxophon zu einem spannenden Dialog. Mühelos gelingt es ihr, musikalisches Geschick mit tiefen Emotionen zu verbinden und in ihren Gesang zu legen.

In „Mr. Zoot Suit“ dann dürfen die Instrumentalisten glänzen. Ein markanter, schwerer Beat der Rhythmussektion eröffnet die Komposition mit dumpfen Klängen, dann spielen sich Vibrafon und Saxophon wie in keinem anderen Stück in Ekstase. Im petisch-schönen „Nature Boy“ kommen die sanften Töne zum Tragen, „Orange Coloured Sky“ ist knackig, gesanglich anspruchsvoll und wartet in den Lyrics mit einigen unerwarteten Momenten auf. Insgesamt bieten die fünf, denen man ihren Spaß an der Musik an diesem Abend wahrhaft ansehen kann, entspannten Jazz, der nie aufdringlich, aber immer prägnant ist. Das Publikum jedenfalls war sich sicher, dass Mallets & Freinds in ihrer aktuellen Besetzung gerne noch das ein oder andere Mal im Hofapothekenkeller vorbeischauen dürften.