Bisweilen tut es richtig gut, sich gute Freunde einzuladen. Oder von guten Freunden eingeladen zu werden. Das weiß auch der Neuburger Vibrafonist Bernhard Reitberger.
Deswegen bittet er zum Konzert im Birdland auch Kollgen zu sich auf die Bühne, die musikalisch ähnlich ticken wie er selbst. Das sind Altsaxofonist Christoph Zoelch, Kontrabassist Uli Schiekofer, Schlagzeuger Joachim Holzhauser und Sängerin/Gitarristin Angelina Siegert. Im Publikum sitzen nicht wenige, die der Band ebenfalls freundschaftlich verbunden sind. Das macht das Konzert zu einem Heimspiel, weswegen die Phase des vorsichtigen Abwartens und des sich Beschnupperns schon mal wegfällt. Man kennt sich schließlich und weiß wenigstens ungefähr, was auf einen zukommen wird. Und letztendlich sind auch die Kompositionen aus dem Great American Songsbook so etwas wie gute Freunde, die man schon immer gerne gehört hat und jedes mal herzlich begrüßt, sobald sie einem über den Weg laufen.
Die Band spielt solide, die Soli sitzen, die Stimmung im Birdland ist – auch wenn Bandchef Reitberger am Vibrafon eindeutig mehr punktet als in der Rolle des Ansagers und Entertainers – hervorragend und die Musiker meistern den Spagat zwischen öffentlichem Auftritt und persönlich gefärbter Privatvorstellung problemlos.
Optischer wie akustischer Blickfang ist natürlich die Ausnahmesängerin Angelina Siegert. Das war zu erwarten, aber nicht unbedingt in dieser Deutlichkeit. Allein der in Anlehnung an die Billie Holiday-Filmbiografie „Lady Sings The Blues“ mit Diana Ross ausgewählte Titel des Programms „Lady Sings The Swing“ zweigt ja an, wo die Gewichtung liegt und wohin der Hase laufen würde. In jeder Hinsicht, vor allem aber bei den Balladen, bei denen sich ja bekanntermaßen recht schnell die Spreu vom Weizen trennt, ist sie eine echte Offenbarung. Hoagy Carmichael’s „Stardust“, Nat King Cole’s „Nature Boy“ und Irving Gordon’s „Unforgettable“ werden durch sie zu echten Perlen und zu den Highlights des Abends. Bei ihr gibt es kein stimmliches Wackeln, ihre Intonation ist ebenso makellos wir ihr Ausdruck, und sollte sie auch nur einen Augenblick Lampenfieber empfinden, so merkt man davon überhaupt nichts. Wenn sie den Mund öffnet, rückt die Restband automatisch ein klein wenig in den Hintergrund. Die setzt postwendend ein paar Instrumentalnummern dagegen und die Sache ist wieder im Lot.
Mallets & Friends sind nicht das erste Mal im Rahmen der Reihe „Jazz regional“ zu Gast im Birdland. Es ist schon erstaunlich, wie sehr sie es immer wieder versteht, mit den Mitteln des Mainstream-Jazz das Publikum auf seine Seite zu ziehen und bei der Stange zu halten.
Ja, das Quintett ist richtig gut, so gut, dass es sicherlich auch außerhalb der Region Erfolg hätte. Was also stünde – sofern anderweitige Verpflichtungen es zulassen – einer kleinen Tournee im Wege? Mit dieser tollen Sängerin als Türöffner?