Mallets & Friends „The Lady Sings The Swing“ | 22.02.2020

Donaukurier | Karl Leitner
 

Bisweilen tut es richtig gut, sich gute Freunde einzuladen. Oder von guten Freunden eingeladen zu werden. Das weiß auch der Neuburger Vi­brafonist Bernhard Reitberger.

Deswegen bittet er zum Konzert im Birdland auch Kollgen zu sich auf die Bühne, die musikalisch ähnlich ticken wie er selbst. Das sind Altsaxofonist Christoph Zoelch, Kontrabassist Uli Schiekofer, Schlagzeuger Joachim Holzhauser und Sängerin/Gitarristin Angelina Siegert. Im Publikum sitzen nicht weni­ge, die der Band ebenfalls freundschaft­lich verbunden sind. Das macht das Kon­zert zu einem Heimspiel, weswegen die Phase des vorsichtigen Abwartens und des sich Beschnupperns schon mal weg­fällt. Man kennt sich schließlich und weiß wenigstens ungefähr, was auf einen zukommen wird. Und letztendlich sind auch die Kompositionen aus dem Great American Songs­book so etwas wie gute Freunde, die man schon immer gerne ge­hört hat und jedes mal herzlich begrüßt, sobald sie ei­nem über den Weg laufen.

Die Band spielt solide, die Soli sitzen, die Stimmung im Birdland ist – auch wenn Bandchef Reitberger am Vibrafon eindeutig mehr punktet als in der Rolle des Ansagers und Entertainers – hervorragend und die Musiker meistern den Spagat zwischen öffentlichem Auftritt und persönlich gefärbter Privatvorstellung problemlos.

Optischer wie akustischer Blickfang ist natürlich die Ausnahmesängerin Angelina Siegert. Das war zu erwarten, aber nicht unbedingt in dieser Deutlichkeit. Allein der in Anlehnung an die Billie Holiday-Filmbiografie „Lady Sings The Blues“ mit Diana Ross ausgewählte Titel des Programms „Lady Sings The Swing“ zweigt ja an, wo die Gewichtung liegt und wohin der Hase laufen würde. In je­der Hinsicht, vor allem aber bei den Bal­laden, bei denen sich ja bekanntermaßen recht schnell die Spreu vom Weizen trennt, ist sie eine echte Offenbarung. Hoagy Carmichael’s „Stardust“, Nat King Cole’s „Nature Boy“ und Irving Gordon’s „Unforgettable“ werden durch sie zu echten Perlen und zu den High­lights des Abends. Bei ihr gibt es kein stimmliches Wackeln, ihre Intonation ist ebenso makellos wir ihr Ausdruck, und sollte sie auch nur einen Augenblick Lampenfieber empfinden, so merkt man davon überhaupt nichts. Wenn sie den Mund öffnet, rückt die Restband automatisch ein klein wenig in den Hintergrund. Die setzt postwendend ein paar Instru­mentalnummern dagegen und die Sache ist wieder im Lot.

Mallets & Friends sind nicht das erste Mal im Rahmen der Reihe „Jazz regional“ zu Gast im Birdland. Es ist schon erstaunlich, wie sehr sie es immer wieder versteht, mit den Mitteln des Main­stream-Jazz das Publikum auf seine Seite zu ziehen und bei der Stange zu halten.
Ja, das Quintett ist richtig gut, so gut, dass es sicherlich auch außerhalb der Region Erfolg hätte. Was also stünde – so­fern anderweitige Verpflichtungen es zu­lassen – einer kleinen Tournee im Wege? Mit dieser tollen Sängerin als Türöffner?