Bernhard Reitbergers Schlägel fliegen über das Vibrafon, füllen den Hofapothekenkeller mit dem typisch weichen Klang, garniert mit pointiert gesetzten Tönen, dynamisch ausgefeilt, mal groovig, mal herausfordernd rhythmisch überraschend und weben zum Schluss einen schwebenden Klangteppich – eine ganz andere Konzerteröffnung mit dem Vibrafon als Soloinstrument, die das Publikum zurecht neugierig macht, was Mallets & Friends für den Abend im Birdland ausgesucht haben.
Das Eingangsstück von Gary Burton habe er auf Youtube gesehen und sich gedacht: „Des is geil!“, beginnt Reitberger seine sympathische Moderation mit einem schelmischen Grinsen. Aber ohne „Friends“ ist das Konzert natürlich nicht denkbar, und so füllt sich die Bühne mit der fünfköpfigen Jazzformation, die ihr Programm den „great vocalists of Jazz“ widmen. Thematisch geht es um die Liebe in all ihren Facetten.
Mit Sängerin Mirelle Hanke haben Mallets & Friends die Idealbesetzung für dieses Thema gefunden, da sie sich als Person auf der Bühne zurücknimmt und ganz als Stimme der Liebe fungiert: Ihr agiler Gesang zeichnet sich durch schönes Scatting und eine ungeheure Leichtigkeit aus, wenn sie in Ella Fitzgeralds „Cheek to cheek“ die Verliebtheit, die einen auf Wolke sieben schweben lässt, erklingen lässt.
Berührend ist die Ballade „The nearness of you“, die durch den Beginn nur mit Vibrafon, Bass und Gesang die Intimität greifbar werden lässt. Hier zeigt sich auch, wie klar Ted Matschi mit seinem Walking Bass die Stücke harmonisch und rhythmisch untermalt.
Auch wenn wohl niemand aus dem Publikum den Hucklebuck, einen Tanz aus den 60er-Jahren, parat gehabt hätte, standen einem beim groovigen Stück „Now’s the time“ von Charlie Parker deutlich swingende Verliebte vor Augen.
Tom Diewock spielt das Schlagzeug mit großer Lässigkeit, mit den Augen immer bei seinen Bandmitgliedern, selbst in den beeindruckend variativen Soloteilen.
Der Großteil der Soli liegt bei Saxofon und Vibrafon. Saxofonist Christoph Zoelch beherrscht sowohl den kernigen, scharfen Sound, wenn er in „Love for sale“ – denn auch die käufliche Liebe muss thematisiert werden – ein schneidig-fetziges Solo dem schwermütigen ersten Part des Stückes entgegensetzt, als auch den wattig-gehauchten Klang als wunderbaren Schlusspunkt von „The nearness of you“.
Hervorzuheben ist auch das Stück „Take the A Train“ von Duke Ellington, bei dem Gesang und Saxofon perfekt unisono laufen!
Dass die Liebe von Zuversicht und Hoffnung geprägt ist, bringt das Stück „That’s all“ zum Ausdruck und gibt Bernhard Reitberger die Gelegenheit zu einem herrlich melodiösen Vibrafon-Solo: Einzelne Töne tropfen herunter und verschwimmen schließlich zu einem Klangteppich, der den Gesang auffängt – das ist verklanglichte Hingabe in der Liebe.
Die Stärke, die Mallets & Friends in allen ihren Stücken auszeichnet, ist das Zusammenspiel. Hier stehen eben nicht fünf Solokünstler auf der Bühne, sondern „Schlägel und Freunde“, von denen sich niemand in den Vordergrund spielt, sondern die zusammen die Freude an der Musik weitergeben. Ist das nicht das beste Bild für die Liebe?