Leszek Zadlo European Ensemble | 07.03.2014

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Quirlig, quecksilbrig, quicklebendig das Trio im Hintergrund, ideal inspirierte Startrampe für fulminante Soli. Kaum bessre Begleiter hätten sich Leszek Zadlo und August-Wilhelm Scheer wünschen können. Die beiden Haudegen, integrale Geheimtipps der europäischen Szene spielten wie beflügelt auf im Neuburger Birdland.

Nicht allzu oft zu hören, die Kombination von Tenor- und Baritonsaxophon, reizvoll allemal in sanft sich reibenden Timbre und jeweils hurtigem Lauf. Leszek Zadlo ist eine der wichtigsten Stimmen am Tenor; immer wieder gelingt es dem in Krakau geborenen Professor an der Würzburger Hochschule für Musik, die Impulse des modernen Jazz in seine eigene, ebenso vitale wie poetisch berührende Klangsprache zu intergieren. Bei allem Bekenntnis zu einer offenen Musikauffassung verliert er nie sein Publikum aus den Augen, spielt ein stets sattes, ungemein geläufiges und zugleich angenehm anhörbares Tenor- wie – auf den Spuren der großen Referenz John Coltrane – Sopransaxophon. Dabei verliert er sich nie an Beliebigkeit, bleibt den Gewährsleuten treu und führt die „Footprints“ der Heroen Thelonious Monk, John Coltrane, Wayne Shorter oder Michael Brecker in eine inspirierende Gegenwart.

Dass dabei etwa Coltranes „Crescent“ nicht vom Tenor, sondern vom Bariton eingeleitet wird, dass sich hier zwei Solisten die Bälle zuspielen, spricht allein schon dafür, dass es weniger um Traditionspflege als um aktuelle Musikalität geht. Als Solist trägt so auch August-Wilhelm Scheer ein gerüttelt Schärflein zur Klasse des Quintetts bei. Der inzwischen 73jährige Unternehmer, emeritierte Professor für Wirtschaftsinformatik und bekennende Nicht-Profi, seit seinem 14. Lebensjahr Jazz-infiziert, gibt dem Bariton auf Augenhöhe eine in Blues und Groove getränkte, zupackende Präsenz.

Beide Solisten spielen mit Biss, Volumen, Behändigkeit und virtuoser Phantasie, klar akzentuiert und ohne Kompromisse am Puls der Zeit, „Straight, No Chaser“! Und dann sind da ja auch noch der wunderbare Konstantin Kostov am Bösendorfer, Olivier Hein am Bass und Jay Lateef am Schlagzeug, miteinander ein wahrer Jungbrunnen an sprudelnder Kreativität.