Kagerer – Nieberle | 14.12.2018

Donaukurier | Karl Leitner
 

Kagerer und Nieberle, die beiden Helmuts, geben ein Konzert. Wie so oft treten sie kurz vor Weihnachten, wenn das alte Jahr sich neigt, im Neuburger Birdland Jazzclub auf. Das hat Tradition, das ist seit Jahren fester Bestandteil des dortigen Programmkalenders. Jeder für sich ist eine Gitarren-Institution, zusammen sind sie eine echte Macht. Vor allem dann, wenn sie sich in so bestechender Form präsentieren wie in diesem Jahr.

Duo-Konzerte folgen ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten. Man spielt nicht ne-ben-, nicht nach- und schon gar nicht gegen-, sondern miteinander. Dieses Konzept beherrschen die beiden blind. Es ist von unschätzbaremVorteil, wenn man sich so gut kennt und so blendend versteht, dass der eine vorab schon weiß, was der andere denkt und jetzt dann gleich tun wird. Es besteht eine ganz eigene Chemie zwischen Kagerer und Nieberle, die sich auf die Musik und auch auf die Bindung der beiden zum Publikum überträgt. Beide sind Filigrantechniker, beide spielen mit Herzblut und legen ihre Seele offen, das wird schnell klar.

Das flotte, fröhliche, gleichermaßen beschwingte wie verspielte „Mambo Inn“ kurz vor der Pause, das melancholische „Bitcoins From Hell“, der straff organisierte „Waltz For Fritz“ oder die Sonny Stitt-Adaption „Eternal Triangle“ – mit jeder Nummer ziehen sie die Leute im Saal in ihren Bann. Mit „Rainy Afternoon“ belegt Nieberle, dass schlechtes Wetter durchaus Grundlage für eine wunderschöne Ballade sein kann und mit den beiden Solostücken – Kagerer improvisiert über das Thema von „Body And Soul“ und Nieberle macht sich ganz persönliche Gedanken zu „Stardust“ – demonstrieren die beiden, wie man mit Standards umgeht, über die vermeintlich doch schon alles gesagt ist.

Das Duo spielt diesmal nicht wie üblich auf elektrisch verstärkten Jazzgitarren, sondern hat sich für Konzertgitarren entschieden. Es gibt keine Verstärker, Nylonbespannung ersetzt die Stahlsaiten. Das ergibt ein natürliches, warmes, ungemein wohltuendes Klangbild, passt wunderbar zur unaufgeregten Ästhetik des Ganzen, zur unaufdringlichen Eleganz, auch zum bei aller Emotionalität souveränen Understatement. Und auch zur Spiellaune, in der sich beide offensichtlich befinden. Wie so oft, wenn sie gemeinsam im Birdland auftreten.

Man soll ja nach Möglichkeit Traditionen beibehalten und mit liebgewordenen Gewohnheiten nicht brechen. Kagerer und Nieberle regelmäßig im Dezember – das möchte man nicht missen. Noch dazu, da sie ja nicht „nur“ Künstler sind wie all die anderen, die im Birdland auftreten, sondern echte und langjährige Freunde des Clubs. Sie zu treffen und zu hören, was sie zu sagen und musikalisch zu erzählen haben, ist immer wieder etwas Besonderes.